3. Die böse Regierung

[125] Dagegen ein Gië von Hia und ein Dschou Sin von Schang waren zügellos und grausam auf Erden; sie vergewaltigten die Unschuldigen und mordeten Leute ohne Sünden. So wurden sie im Himmel als unheilvoll betrachtet. Das kornessende Volk war zerstreut und getrennt von seinen Verwandten. Sie hielten fern von sich die Ältesten des Staates, taten sich zusammen mit den Jugendlichen und hielten sich an die Stolzen und Rücksichtslosen. Schmeichler und Verräter waren in Stellungen. Vorbildliche Worte und vorbildliche Taten wurden verurteilt. Sie verwirrten den Lauf des Himmels und brachten die vier Jahreszeiten durcheinander. Musik und Sitte wurden nicht ausgeübt. Jugendliche Gewohnheiten galten bei Hofe. Die Zeitrechnung verlor die Ordnung. Die Polsterne verloren ihren Ort. Der Anfang des Frühlings wurde nicht verzeichnet. Die Nephrite und Zepter wurden nicht angewandt. Die Fürsten rafften die Regierung an sich und erschienen nicht beim Hofe des Himmelssohnes. Und die sechs Man-Barbaren und die vier I-Barbaren bekämpften einander auf dem Gebiet der mittleren Staaten.

So sandte (der Himmel) Unheil herab. Wasser und Dürre traten auf, Reif und Schnee kamen in großen Mengen, der süße Tau fiel nicht, und alle Kräuter wurden welk und gelb. Die fünf Kornarten wuchsen nicht. Die Menschen starben meist vorzeitig an Krankheiten, und die sechs Haustiere waren hungrig und mager.

Das waren Dinge, über die man in den ältesten Zeiten nicht sprach und nicht nachdachte. Sie brachten ihr Leben zu einem vorzeitigen Ende und verloren das Weltreich. Der[125] Himmel vergilt mit Unheil denen, die keine Geisteskräfte walten lassen, immer durch ihr eigenes Volk.«

Der Fürst sprach ängstlich: »Wer, der über einem Volke steht, sollte sich da nicht fürchten!«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 125-126.
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