8. Guter und schlechter Umgang

[158] Wenn man mit Edlen zusammen ist, so tritt man in einen Duft wie in einem Haus voll wohlriechender Orchideen. Mit der Zeit aber riecht man nichts mehr von dem Duft, weil man sich ihm entsprechend verwandelt hat. Mit Gemeinen zusammen sein bringt in eine ranzige Atmosphäre, wie wenn man in einen Laden mit getrockneten Fischen eintritt. Mit der Zeit aber riecht man nichts mehr von dem üblen Geruch, weil man sich ihm entsprechend verwandelt hat. Darum ist der Edle vorsichtig darin, wem er sich zu- und wovon er sich abwendet.

Mit einem Edlen zusammen sein ist, wie wenn die Frühlingssonne am Himmel immer höher steigt, ohne daß man es merkt. Mit Gemeinen zusammen sein ist, wie wenn man auf[158] dünnem Eise schreitet. Jeder Schritt kann einen der Tiefe näher bringen. Ist das nicht sehr gefährlich?

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 158-159.
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