3. Einfachheit der guten Regierung

[218] Dsong Dsï sprach: »Darf ich fragen, sind Ersparnis und Mühelosigkeit die Zeichen der Erleuchtung?«

Meister Kung runzelte die Stirn und sprach: »Schen, glaubst du, daß ein erleuchteter Herrscher sich abzumühen braucht? Vor alters hatte Schun zur Linken den Yü und zur Rechten den Gau Yau; er brauchte nicht von seiner Matte sich zu erheben, und die Welt war in Ordnung. Wenn die Anordnungen nicht das Rechte treffen, so ist das der Fehler des Herrschers; wenn aber die Anordnungen das Rechte treffen und die Befehle nicht ausgeführt werden, so ist das die Schuld der Amtsträger. Warum sollte ein erleuchteter Herrscher sich abzumühen brauchen?

Vor alters hielten es die erleuchteten Herrscher so, daß sie an den Grenzpässen die Reisenden überwachten, aber keinen Zoll verlangten, daß auf den Märkten die Stände verteilt,[218] aber keine Abgaben erhoben wurden, daß die Steuern ein Zehntel des Ertrags waren, daß im Jahr nicht mehr als drei Tage Frondienst von den Leuten verlangt wurden, daß für Jagd und Fischfang entsprechend den Zeiten Verbote bestanden, aber keine Jagdpachtsumme verlangt wurde. Diese sechs Dinge sind die Wege, um Güter zu sammeln. Indem die erleuchteten Herrscher auf vier von ihnen verzichten konnten und die beiden übrigen nur sparsam beanspruchten: wie könnte man behaupten, daß sie für übermäßigen Verbrauch Güter sammelten?«

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Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 218-219.
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