8. Die Heiligen

[226] Herzog Ai sprach: »Gut! Darf ich fragen, wie einer sein muß, den man einen Heiligen nennen kann?«

Meister Kung erwiderte: »Was man einen Heiligen nennt,[226] dessen Wissen durchdringt die große Wahrheit. Er weiß in jedem Fall die rechte Auskunft, ohne je in Verlegenheit zu kommen. Er vermag Natur und Wesen aller Dinge zu ermessen. Die große Wahrheit bewirkt, daß aus Wandel und Werden etwas Festes sich gestaltet. Aller Dinge Natur und Wesen bewirken die Ordnung dessen, was zu billigen und nicht zu billigen, zu erstreben oder zu vermeiden ist. Darum sind seine Werke groß wie die von Himmel und Erde, eins mit Sonne und Mond und mischen sich mit Wolken und Regenbogen. Er beherrscht alle Dinge in Ernst und Echtheit, so daß niemand sich ihm entziehen kann, wie des Himmels Wirken, das niemand für sich in seine Dienste stellen kann. Und alles Volk nimmt das als selbstverständlich und kennt nicht seine Güte. Einen solchen mag man einen Heiligen nennen.«

Herzog Ai sprach: »Gut!«

Meister Kung ging hinaus, und Herzog Ai gab ihm das Geleite.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 226-227.
Lizenz: