14. Erziehung im Mutterleib

[261] Als die Königin Jen von Dschou (die Gemahlin des Königs Wu) den König Tschong in ihrem Leibe trug, da lehnte sie sich beim Stehen nicht an, beim Sitzen saß sie nicht unregelmäßig. Wenn sie allein war, so war sie nicht hochmütig; auch wenn sie zornig war, schalt sie nicht. Das ist es, was man unter Erziehung im Mutterleib versteht.

Als König Tschong geboren war, da nährten ihn gütige Frauen, da kleideten ihn ehrfürchtige Dienerinnen, da waren ihm würdige Wärterinnen zur Seite. Als der König Tschong zum Bewußtsein kam, da wählte man den Großen Herzog als seinen Meister und den Herzog von Dschou als seinen Lehrer. Vor sich hatte er jemand, der für ihn nachdachte, und hinter sich hatte er jemand, der für ihn sorgte. Darum brachte er es dahin, daß er das Fong-Opfer auf dem Großen Berg darbrachte und das Tschan-Opfer auf dem Liang-Fu-Berg, daß er die Lehensfürsten an seinem Hof versammelte und das Weltreich einigte. Von hier aus betrachtet, wird es klar, daß man nicht unterlassen darf, die Umgebung eines Königs sorgfältig auszuwählen.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 261.
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