VII, 77. [593.] An die Morgenröthe.

[360] 1. Wie eine Braut erstrahlet hell die Jungfrau,

zum Gehn erweckend alles, was da lebet,

Entflammt ist Agni als der Menschen Leuchte;

sie zeugte Lichtschein, Finsterniss verjagend.

2. Sie stieg empor weithin der Welt entgegen,

in hell Gewand gekleidet strahlt sie schimmernd,

Von goldner Farbe und von schönem Ansehn,

der Kühe Mutter, Führerin der Tage.

3. Die Selige, der Götter Auge führend,

das weisse Ross, das herrlich schöne leitend,

Mit Glanz geschmückt erschien die Morgenröthe,

an Schätzen reich, die aller Welt vorangeht.

4. Mit Gütern nahend strahl hinweg die Feinde

und schaff uns weite, sichre Rinderweide;

Halt fern den Hasser, Güter bring herbei uns,

und führ dem Sänger Schätze zu, o reiche.

5. Erstrahle uns mit deinen besten Strahlen,

o Göttin Uschas, schenk uns langes Leben,

Uns Nahrung gebend, die du alles Gut hast,

und Fülle uns an Rindern, Rossen, Wagen.

6. O Himmels Tochter, welche die Vasischtha's,

mit Liedern preisen, edle Morgenröthe,

Gib Reichthum uns, erhabenen, gewalt'gen.

Ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 360-361.
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