II, 5. [196.] An Agni.

[11] Agni vollführt die Aemter aller beim Opfer thätigen Männer: des Priesters (hotr. 1), des Läuterers (potr. 2), des Dichters (kavi 3), des Ordnenden (praçāstṙ 4), des Frauenführers (neṣṭṙ 5), d.h. dessen, der die weiblichen Angehörigen des Opferherrn, hier drei Schwestern zum Opfer führt, des dienenden Opferers (advarju 6), des nach Vorschrift opfernden Priesters (ṙtvig 7.) Die Rosselenkung in 1 ist bildlich die Lenkung des Opferwerkes, worauf sich auch die Zügel beziehen; die drei Kühe in 5 sind die Kühe, welche Milch und Butter liefern, der Guss in 6 der Regenguss. – Das Lied setzt wie 192 einen ziemlich zusammengesetzten Opfercult voraus.


1. Der weise Priester ward erzeugt,

der Vater, der den Vätern half,[11]

Der edles Gut durch Opfer bringt;

zur Rosselenkung sei uns Kraft.

2. Bei ihm, dem Opferleitenden,

sind sieben Zügel ausgespannt,

Und auch der Götter achtes lenkt

nach Menschen Art der Läuterer.

3. Wenn man zu ihm gelaufen kommt

Gebete spricht, das sieht er gern;

Er legt um alle Lieder sich,

wie um das Rad des Rades Kranz.

4. Beim Reinen weilt der Reine ja,

durch Kraft gezeugt als Ordnender;

Vertraut mit seiner Werke Brauch,

schiesst er wie Zweige hoch empor.

5. Drei Kühe folgen seinem Glanz,

des Frauenführers munter nach;

Ob nicht willkommner als die drei,

die hergekomm'nen Schwestern sind?

6. Wenn von der eignen Mutter her

die Schwester Butter bringend kam,

Dann freut bei ihrer Ankunft sich

der Opfrer, wie am Thau das Gras.

7. Der Priester rüste selber sich

den Priester zur Erquickung aus;

Wir wollen Lied und Opfer nun

ihm weihen, Gaben brachten wir,

8. Dass allen heil'gen Göttern er,

als Kundiger zu Diensten steh; –

Ist Agni, dir ans Herz gelegt

das Opfer, welches wir gebracht.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 11-12.
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