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[493] An die beiden Açvinen. Ein sehr spätes Lied voll seltener, gesuchter, zum Theil ganz unverständlicher und vom Dichter selbst fabricirter Wörter und voll gehäufter Zusammenziehungen. Die folgende Uebertragung ist daher vielfach ganz unsicher. Der Dichter nennt sich Vers 11 Bhūtāṅçu.


1. Ihr beide nun erstrebt dies; ihr webet die Gebete wie zwei kunstfertige die Kleider; damit ihr vereinigt kommt, habe ich euch erweckt, wie zwei lichthelle Tage (?) treibt ihr Nahrungen her.

2. Wie zwei Pflugstiere schreitet ihr bei den Säern (?); wie zwei kräftige zum Mahle kommenden Gäste (?) folget ihr der Einladung; wie zwei Boten seid ihr herrlich unter den Menschen, seid nicht ferne von der Tränke, zweien Büffeln gleichend.

3. Ihr beide, zusammen verbunden wie zwei Fittige des Vogels, wie zwei glänzende Hausthiere kommt her zu dem Gottesdienst, strahlend wie das Feuer des Frommen, wie zwei Umherwandernde opfert ihr an vielen Orten.

4. Verwandt seid ihr beide [vâm statt vo zu lesen?] uns, wie die beiden Aeltern, wie zwei Söhne, wie zwei durch Glanz gewaltige, wie zwei Fürsten zum Siege, wie zwei Dienstherrn zur Nahrung, wie zwei Besen zum Fegen [? nach Ludwig's nicht übler, aber freilich unerwiesener Deutung], wie zwei aufmerkende Diener kommt her auf unsern Ruf.

5. Wie zwei wohlgenährte muntere (?) Stiere, wie zwei rechte Freunde, die hundert Güter besitzen, hundertfach helfend [çātāvantā zu lesen?], hoch wie zwei Rosse, die mit Nahrung versehen im Stalle weilen, wie zwei fette Schafböcke, anhängliche (?), mit Feuchtigkeit versehene (?).

6. Wie zwei nährende, labungschaffende Fruchthaken (?), wie zwei nährende, Gaben ausstreuende Spender (?), wie zwei aus dem Wasser entsprossene, kräftige, erfreuende (?), mögen sie, was an mir matt und hinfällig ist, jugendfrisch machen (?).

7. Wie zwei Reiche (?) möget ihr das matte, hinfällige beweglich machen (?), wie zwei Vorlegemesser dringt ihr kräftiger hindurch zu euren Zielen (?), der, welcher zu euch wie zu zwei kräftig reinigenden (?) Künstlern mit kräftigem Gange [kommt], der wird wie der Wind Gaben ausstreuen und über Reichthümer verfügen.

8. Wie zwei Kessel, die süssen Trank in ihren Bauch aufnehmen, gerne mittheilend, sättigend, bereitwillig mittheilend (?), wie zwei durch die Luft schiessende bewegliche [Vögel], wie ein glänzendes Prachtgewand, wie zwei [Freunde], die den Sinn lenken, die den Sinn leiten, kommt ihr her.

9. Wie zwei hoch hervorragende [Männer] schaffet in den Tiefen einen Standort, wie zwei Füsse einen festen Grund dem, welcher durch den Fluss geht, wie zwei Ohren achtet auf die Aufforderung, wie zwei Vertheiler gebt uns reichen Besitz.

10. Wie zwei Hummeln bringt ihr Honig her, wie zwei Bienen in den nach unten geöffneten Schlauch [die Honigzelle mit einem ledernen Schlauch verglichen], wie zwei Schweiss vergiessende[493] Pflüger geht ihr dem Boden der Erde nach mit Nahrung von fetter Weide her (?).

11. Mögen wir zu glücklichem Ziele den Lobgesang führen, mögen wir Labung erlangen; kommt her zu unserm Spruche beide auf einem Wagen; wie ein Schatz sei gare Süssigkeit in unsern Kühen; jetzt hat Bhūtānça das Verlangen der Açvinen [durch dies Lied] erfüllt.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 493-494.
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