Liebesleid.

[228] Auf den Ufern an den Seeen

Stehen Binsen bei Nymphäen.

Eine Allerschönste giebt's, –

Welches Leid ist mir geschehen?

Wachend, schlafend thu' ich nichts,

Will in Thränenfluth zergehen.


Auf den Ufern an den Seeen

Steh'n bei Binsen Lilienglocken.

Eine Allerschönste giebt's,

Hoch und schlank und reich an Locken.

Wachend, schlafend thu' ich nichts.

Fühl' im Herzen nur dieß Stocken.


Auf den Ufern an den Seeen

Finden Bins' und Lotos Stätte.

Eine Allerschönste giebt's,

Hoch und schlank in stolzer Glätte.

Wachend, schlafend thu' ich nichts,

Wälze mich umher im Bette.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 228-229.
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