1.

[717] Om! Es geschah einmal, dass die Götter zur Himmelswelt gingen. Und sie fragten den Rudra: »Wer bist du?« – Und er sprach: »Ich bin der Eine [welcher] zuerst war, ich bestehe und ich werde sein. Kein anderer ist ausser mir vorhanden. Ich bin es [der] aus dem Innern in das Innere drang, der auch in das Innere des Raumes drang. Ich bin ewig und nichtewig, offenbar und nichtoffenbar, Brahman und Nicht-Brahman. Ich bin östlich und westlich, bin nach Süden und nördlich, ich bin unten und bin oben (Chând. 7,25,1), bin die Gegenden und Nebengegenden. Ich bin männlich und sächlich und das Weibliche (Atharvav. 10,8,27). Ich bin die Sâvitrî und die Gâyatrî, bin die Trishṭubh, die Jagatî und Anushṭubh. Ich bin der Schein und bin die Wahrheit. Ich bin die Feuer Gârhapatya und Dakshiṇa und Âhavanîya. Ich bin die Kuh und die Büffelkuh. Ich bin Ṛic, Yajus und Sâman, und bin die Atharvâ giras'. Ich bin der älteste, der edelste, bin der beste (Bṛih. 6,1,1). Ich bin das Wasser und bin das Feuer, verborgen bin ich in den Reibhölzern. Ich bin das Unvergängliche und bin das Vergängliche. Ich bin die Lotosblüte und bin die Somaseihe. Ich bin das Gewaltige, bin in der Mitte und draussen, bin ›das im Osten [geborene] Licht‹ (Atharvav. 4,1,1). Ich bin alle, bin das Unendliche.2 Der wird zu allen zugleich, wer mich weiss. Der weiss die Götter und alle Veden mit den Vedâ ga's. Und ich bin es auch, der ich das Brahman durch die Brahmanen, die Kuh durch die Stiere, die Brahmanen durch Brahmanwürde, die Opferspeise durch Opferspeise, das Leben durch Leben, die Wahrheit durch Wahrheit, das Recht durch Recht sättige vermittelst meiner Kraft.« – Da geschah es, dass die Götter den Rudra befragten, dass die Götter den Rudra anschauten, dass[717] die Götter den Rudra überdachten, dass die Götter mit erhobenen Armen den Rudra [mit folgendem Lobgesange] preisen.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 717-718.
Lizenz: