Dritter Adhyâya.

[19] 1. Wer ist dieser [den Vâmadeva erkannte]? Als Âtman verehren wir ihn. – Welcher von beiden [der individuelle oder der höchste] ist dieser Âtman? –

Ist es etwa der, durch den man die Gestalt sieht, oder der, durch den man den Ton hört, oder der, durch den man die Gerüche riecht, oder der, durch den man die Rede äussert, oder der, durch den man Süsses und Nichtsüsses unterscheidet?

2. Was dieses Herz und Manas ist, das Überdenken, Ausdenken, Bedenken, Erdenken, Verstand, Einsicht, Entschluss, Absicht, Verlangen, Leidenschaft, Erinnerung, Vorstellung, Kraft, Leben, Liebe, Wille, – diese alle sind Namen des Bewusstseins.

3. Dieses ist Brahman, dieses ist Indra, dieses ist Prajâpati, dieses ist alle Götter,

ist die fünf Elemente, Erde, Wind, Äther, Wasser, Lichter,

ist die Klein-Lebewesen und was ihnen etwa ähnlich,

ist die Samen der einen und andern Art,

ist Eigebornes, Mutterschossgebornes, Schweissgebornes, Sprossgebornes,

ist Rosse, Rinder, Menschen, Elefanten,

ist alles, was lebt, was da geht und fliegt und was bewegungslos, –

alles dieses ist vom Bewusstsein gelenkt, im Bewusstsein gegründet; vom Bewusstsein gelenkt ist die Welt, das Bewusstsein ist ihr Grund, das Bewusstsein ist Brahman!

4. Mittels dieses bewussten Selbstes aus dieser Welt emporsteigend, hat er [Vâmadeva] in jener Himmelswelt alle Wünsche erlangt und ist unsterblich geworden, – unsterblich geworden. Om! ja, so ist es.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 19-20.
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