Dreizehnter Khaṇḍa.

[83] Über den mystischen Sinn (upanishad) gewisser beim Singen des Sâman vorkommender Laute. Dreizehn solcher Singlaute (stobha) werden ohne weitere Begründung auf dreizehn, ungeordnet durcheinander stehende, Welterscheinungen gedeutet. Wir fügen die Erklärungen des Ça kara bei, hauptsächlich, weil sie zeigen, wie wenig Sinn hinter diesen allegorischen Spielereien steckt.
[83]

1. hâ-u ist diese Welt [kommt im Rathantaram vor, welches die Erde ist];

hâ-i ist der Wind [kommt im Vâmadevyam vor, welches aus Wind und Wasser entsprungen ist];

atha ist der Mond [weil a an annam (Nahrung) und tha an sthitam (bestehend) anklingt, der Mond aber seinem Wesen nach Nahrung ist];

iha ist der Leib [âtman, weil er »hier« gegenwärtig ist];

î ist Agni [weil alle Sâman's an Agni mit î auslauten];

2. û ist Âditya [weil er û-rdhva »hoch oben« ist];

e ist der Herbeiruf [wegen e-hi »komm herbei«];

au-ho-i sind die Viçve devâḥ [weil dieser Ruf in Vaiçva-devyam vorkommt];

hi ist Prajâpati [denn Prajâpati ist anirukta, und hi ist avyaktam];

svara (der Ton) ist Prâṇa (der Hauch) [weil auf ihm beruhend];

ist Nahrung [weil alles durch Nahrung yâ-ti, in Gang kommt];

vâc ist Virâj [weil im Vairâjam vorkommend];

3. hu ist der unbestimmbare dreizehnte Singlaut, der unstäte.

4. Dem lässt die Rede Melktrank strömen, den Melktrank, der der Rede eigen ist, der wird nahrungreich, nahrunggeniessend, wer also von den Sâmalauten diesen Geheimsinn (upanishad) kennt, – diesen Geheimsinn kennt (vgl. 1,3,7).

Fußnoten

1 Vgl. Talavakâra-Upanishad-Brâhmaṇam 3,34,1.


2 Die Ursprünglichkeit der Version Bṛih. 1,3 wird jetzt bestätigt durch Talav. Up. Br. 1,60. 2,1. 2,3. 2,10.


3 Die Identität des Verehrers mit dem Objekte der Verehrung ist dem Inder durch die Âtmanlehre geläufig.


4 Man erwartet nach dem Vorhergehenden: »als den Prâṇa«.


5 Apâna ist schon hier »Einhauch«; ebenso Talav. Up. Br. 4,22,2-3.


6 Böhtlingk: tâm acchâdayan. Aber hat die trayî vidyâ jemals bestanden, ohne in Metra gehüllt zu sein?


7 Auf Vâlukeçvare bei Bombay sah ich (November 1892) eine alte Frau, welche die Morgensonne verehrte, indem sie, Wasser sprengend, in dieselbe hineinstarrte. Sie soll dies schon seit zwanzig Jahren betreiben, ohne dass es, wie mei e Hindufreunde versicherten, ihren Augen geschadet habe. – Credat Judaeus Apella!


8 sarvair ârtvijyair hier und 1,11,2. 1,11,3 ist von einem zu supplierenden kartum abhängig.


9 Obwohl sie als Rest (ucchishṭam) und Vortägiges (paryushitam) doppelt unrein waren.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 83-84.
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