Erstes Brâhmaṇam.

[488] Schon Kâṭh. 5,9-11 (oben S. 283) begegneten wir dem wichtigen Vedântasatze (vgl. Syst. d. Ved. S. 298 fg)., dass das Brahman durch Schöpfung der Welt keinen Abbruch erleidet, sondern in unverminderter Integrität fortbesteht. Dieser Satz wird durch ein altes Versrätsel ausgedrückt, welches sich Atharvav. 10,8,29 (Gesch. d. Phil. I, 322) und, in besserer Fassung, an unsrer Stelle findet. – Der sich daran schliessende Ausspruch des Kauravyâyaṇîputra (d.h. wohl des Schülers des Kauravyâyaṇa, oben S. 377) scheint zu besagen, dass Brahman einerseits die (unendliche) mit Lebenshauch erfüllte Weite, anderseits der (gleichfalls unendliche, Gesch. d. Phil. I, 243) Veda ist, dessen Wissen daher alles befasst.
[488]

Hariḥ! Om!


Jenes ist voll, und voll diese,

Aus Vollem Volles wird geschöpft;

Zieht man von Vollem ab Volles,

Bleibt doch das Volle übrig noch.


Om! Die Weite ist Brahman, die Weite; die uranfängliche, lufterfüllte Weite! – So sprach Kauravyâyaṇîputra. – Das Wissen (Veda), welches die Brahmanen wissen, durch dieses weiss ich, was zu wissen ist.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 488-489.
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