Achtundzwanzigstes Kapitel

[57] Bei den Widerlegungen, welche sich darauf stützen, dass das in dem Schlusssatz Ausgesagte sich als Folge mit ergebe, muss auf die Begründung selbst hingewiesen werden; denn diese falsche Behandlung des Ausgesagten kann in zweifacher Weise geschehen; einmal, wenn das, was von dem Theile gilt, auch von dem Ganzen behauptet wird, z.B. wenn das vom Menschen Geltende auch von dem Geschöpfe behauptet wird, und zweitens in Bezug auf die Gegensätze, wenn behauptet wird, dass, wenn Eines mit dieser Eigenschaft verbunden sei, das Entgegengesetzte dann mit der entgegengesetzten Eigenschaft verbunden sei. Darauf stützt sich auch jene Begründung des Melissos; da nämlich das Gewordene einen Anfang hat, so möchte er behaupten, dass das Nicht-Gewordene keinen Anfang habe; ist also der Himmel nicht geworden, so sei er grenzenlos. Allein dies ist kein Beweis, weil die Verbindung umgekehrt wird.

Quelle:
Aristoteles: Sophistische Widerlegungen. Heidelberg 1883, S. 57.
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