[579] 21. na va viēeshāt
oder vielmehr nicht, wegen des Unterschiedes.

Es sind doch wohl nicht beide Geheimnamen für beide Stellen anzunehmen; warum? »wegen des Unterschiedes«, d.h. wegen der[579] Verknüpfung mit einem unterschiedlichen Orte der Verehrung. Worin besteht diese Verknüpfung mit einem unterschiedlichen Orte? Wir antworten: | wenn es heisst: »jener Mann, welcher in der Sonnenscheibe ist« (Bṛih. 5, 5, 3), so ist hier von einem Manne in kosmologischem Sinne die Rede, und als sein Geheimname wird der »Tag« genannt; hingegen die Worte: »dieser Mann, welcher im rechten Auge ist« (Bṛih. 5, 5, 4) reden von einem Manne in psychologischer Hinsicht, und von diesem heisst es: »sein Geheimname ist ›Ich‹«; das hier vorkommende Pronomen »sein« kann sich nur auf ein unmittelbar Nahestehendes beziehen, woraus folgt, dass die beiden Geheimnamen mit Beziehung auf einen bestimmten Standort gelehrt werden; daher sie unmöglich beide an beiden Orten Geltung haben können. – ›Aber ist nicht der Mann in dem kosmologischen und in dem psychologischen Sinne einer und der nämliche; und ist es nicht das eine Reale, das eine Brahman, von welchem die Zweiheit der Standorte hier gelehrt wird?‹ – Das ist allerdings richtig; aber wenn von diesem einen nur mit Hinweis auf zwei verschiedene Standorte zwei verschiedene Geheimnamen mitgeteilt werden, so kann jeder derselben sich auf diese eine Sache nur in so fern beziehen, als sie den betreffenden Standort einnimmt. Das [obige] Beispiel würde also vielmehr folgendermassen zu fassen sein: wenn auch das Wesen des Lehrers ganz dasselbe bleibt, so braucht doch dasjenige, was als auf den Lehrer bezüglich gesagt wurde, sofern er sitzt, sich nicht auf denselben zu beziehen, sofern er steht, und ebenso braucht, was von dem stehenden gilt, nicht von dem sitzenden zu gelten. Hingegen bleibt die Wesenheit des Lehrers im Dorfe und in der Waldeinsamkeit dieselbe, und da die Pflichterfüllung an die Wesenheit gebunden ist, so findet für dieselbe in Dorf und Waldeinsamkeit ein Unterschied nicht statt, sondern sie bleibt in beiden Fällen die nämliche, daher dieser Vergleich nicht passt. Somit folgt, dass die beiden Geheimnamen auseinanderzuhalten sind.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 579-580.
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