[604] 36. anyathā bheda-anupapattir, iti cen? na! upadeēa-antara-vat
sonst der Zweimaligkeit Unmöglichkeit, meint ihr? Nein! wie bei der erneuten Unterweisung.

Wenn weiter behauptet wurde, dass ohne die Annahme einer Verschiedenheit der Lehren die zweimalige Erwähnung unmöglich sei, so ist dem zu widersprechen. Wir behaupten nämlich, dass sie ebenso wohl möglich ist »wie bei der erneuten Unterweisung«. So wie nämlich in der Upanishad der Tāṇḍin's im sechsten Abschnitte die Unterweisung: »das ist die Seele, das bist du, o Ēvetaketu« (Chānd. 6, 8, 7 fg.) neunmal vorkommt, ohne dass doch eine Verschiedenheit der Lehre anzunehmen wäre, ebenso kann es auch hier sein. Und warum ist dort, trotz der neunmaligen Unterweisung, eine Verschiedenheit der Lehre nicht anzunehmen? Weil sich aus dem Eingange und aus dem Schlusse die Einheit des Sinnes ergiebt. Und wenn es dabei heisst: »belehre mich noch weiter, o Ehrwürdiger« (Chānd. 6, 8, 7 fg.), so wird hierdurch eine und dieselbe Sache als das immer wieder und wieder Auseinanderzusetzende hervorgehoben, und die wiederholte Unterweisung dient dazu, um immer wieder erneuten Zweifeln zu begegnen. Ebenso muss es auch hier sein, weil sowohl die Gestalt der Frage beide Male die nämliche ist, als auch der Beschluss beide Male durch die Worte »was von ihm verschieden ist, das ist leidvoll« (Bṛih. 3, 4, 2 und 3, 5, 1) gemacht wird, sodass offenbar Anfang und Ende sich auf dieselbe Sache beziehen. Auch heisst es bei der zweiten Frage: »eben das immanente, nicht transscendente Brahman« (Bṛih. 3, 5, 1); hier beweist die Zufügung des Wortes »eben«, | dass eben der von der ersten Frage betroffene Gegenstand zum zweiten Male herbeigezogen wird. Dabei wird in dem ersten Brāhmaṇam die Realität des über Wirkung und Ursache erhabenen Ātman ausgesprochen, während in dem zweiten von eben demselben als Bestimmung angegeben wird, dass er über die Eigenschaften des Saṃsāra, den Hunger u.s.w., erhaben sei. Somit ist die Einheit des Gegenstandes aufrecht zu halten, und demnach nur eine Lehre hier anzunehmen.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 604.
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