[477] 5. prathame 'ēravaṇād, iti cen? na! tā' eva hi, upapatteḥ
weil sie beim ersten nicht erwähnt, meint ihr? – Nein! denn das sind eben sie, wegen der Richtigkeit.

[477] ›Nun gut, aber wie lässt es sich aufrecht halten, dass die Wasser bei der fünften Opferung zu solchen werden, die mit Menschenstimme reden, da doch bei dem ersten Opferfeuer die Wasser gar nicht erwähnt werden? Es werden nämlich an unserer Stelle die Himmelswelt u.s.w. als fünf Opferfeuer, welche die fünf Opfergüsse in sich aufnehmen, vorgestellt, und dabei heisst es zu Anfang: »fürwahr, jene Welt ist ein Feuer, o Gautama«, und weiter: »in diesem Feuer opfern die Götter den Glauben« (Chānd. 5, 4, 1-2.) Hier wird als das Opfermaterial der Glaube erwähnt; von dem Wasser hingegen als Opfermaterial ist dabei keine Rede. Denn wenn man auch bei den übrigen vier Opferfeuern, der Atmosphäre u.s.w., an das Wasser als das Opfermaterial | denken will, so mag man das thun, weil die dabei zur Opferung verwendeten Stoffe, der Soma u.s.w., in der That ein Vorwiegen des Flüssigen zeigen; beim ersten Opferfeuer hingegen nennt die Schrift den Glauben, und diesen aufzugeben und dafür die nichtgenannten Wasser einzusetzen, das ist doch willkürlich. Denn unter Glauben versteht man nach der allgemeinen Annahme eine bestimmte Art des Vorstellens. Somit ist es nicht richtig, dass es die Wasser sind, welche bei der fünften Opferung zum Menschen werden.‹ – Hierauf erwidern wir, dass diese Einwendung nicht zutrifft, »denn«, d.h. weil, auch dort, bei dem ersten Opferfeuer, »eben sie«, nämlich die Wasser, es sind, welche unter dem Worte »Glaube« verstanden werden müssen; warum? »wegen der Richtigkeit«; d.h. nur auf diese Weise stehen Anfang, Mitte und Ende in Übereinstimmung, und die einheitliche Stelle ist zusammenhängend und richtig; im andern Falle hingegen, wenn man nach der Frage, wie es geschehe, dass die Wasser nach der fünften Opferung mit Menschenstimme redend werden, bei der Beantwortung anstatt ihrer ersten Darbringung eine Opfermaterie, welche nicht Wasser wäre, nämlich den Glauben, einschieben wollte, so würde anders die Frage und anders die Beantwortung lauten, und die Einheit der Stelle aufgehoben werden; dass aber diese vorhanden ist, zeigt auch die Schrift, indem sie zum Schlusse zusammenfassend sagt: »so vielmehr geschieht es, dass bei der fünften Opferung die Wasser zu solchen werden, die mit Menschenstimme reden« (Chānd. 5, 9, 1.). Auch[478] an den Wirkungen des Glaubens, dem Soma, Regen u.s.w., die doch schon festerer Art sind, bemerkt man ein Überwiegen des Wassers, und das stimmt nur, wenn der Glaube als Wasser gefasst wird, denn die Wirkung ist von gleicher Natur wie die Ursache. | Auch lässt sich ja nicht die »Glaube« genannte Vorstellung, sofern sie eine Qualität des Manas oder der individuellen Seele ist, aus dem Träger dieser Qualität herausziehen und zum Opfern verwenden, wie man es bei den Opfertieren mit dem Herzen u. dgl. macht. Somit muss es das Wasser sein, welches hier als Glaube bezeichnet wird. Eine solche Bezeichnung als Glaube passt nämlich für das Wasser, weil diese Verwendung im Veda vorliegt, indem es heisst: »Glaube fürwahr sind die Wasser« (Taitt. saṃh. 1, 6, 8, 1.) Und auch deswegen, weil die als Same des Leibes verwendeten Wasser eine dem Glauben ähnliche Feinheit annehmen, könnten sie Glauben genannt sein, ähnlich wie man einen Mann von löwenmässiger Tapferkeit einen Löwen nennt. – Auch darum passt das Wort Glaube auf die Wasser, weil dieselben dem Werke inhärieren, welches den Glauben zur Voraussetzung hat, so wie man einen Menschen ein Skelett nennt [– weil der Leib das Skelett zur Voraussetzung hat?] – Und auch darum können die Wasser Glaube heissen, weil sie [in ihrer Verwendung bei den Ceremonien] die Ursache des Glaubens sind; denn die Schrift sagt: »die Wasser bringen in ihm den Glauben zuwege zum heiligen Werke.«

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 477-479.
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