[658] 26. sarva-apekshâ ca, yajña-âdi-çruter; açvavat
und doch Berücksichtigung aller, wegen des Schriftwortes vom Opfern u.s.w.; wie bei dem Rosse.

Es ist jetzt zu untersuchen, ob das Wissen gar keine Rücksicht nimmt auf die Werke der Lebensstadien, oder ob eine gewisse[658] Rücksichtnahme vorhanden ist? – Man könnte denken, weil es ›soeben hiess, es finde, nachdem durch das Wissen das ihm eigentümliche Ziel erreicht worden, keine Beobachtung der Werke der Lebensstadien, wie des Feueranzündens u.s.w., mehr statt, | dass auf dieselben absolut keine Rücksicht mehr zu nehmen sei‹. – Auf diese Annahme heisst es: »und doch Berücksichtigung aller«; d.h. das Wissen berücksichtigt alle Werke der Lebensstadien und ist keineswegs ohne jede Rücksicht auf dieselben. – ›Aber liegt hierin nicht ein Widerspruch, dass das Wissen die Werke der Lebensstadien berücksichtige und doch auch nicht berücksichtige?‹ – Wir antworten: nein! nämlich wenn das Wissen erst zu Stande gekommen ist, so nimmt es zur Verwirklichung seiner Frucht keine Rücksicht mehr auf irgend etwas anderes; aber zum Zwecke seines Zustandekommens nimmt es eine solche Rücksicht; warum? »wegen des Schriftwortes vom Opfern u.s.w.«; denn so sagt die Schrift: »ihn suchen durch Vedastudium die Brahmanen zu erkennen, durch Opfer, durch Almosen, durch Büssen, durch Fasten« (Bṛih. 4, 4, 22.) Hierin liegt, dass die Opfer u.s.w. ein Mittel des Wissens sind, und wegen der Verbindung mit dem Worte »suchen zu erkennen« ist dies näher dahin zu bestimmen, dass sie ein Mittel sind für das Zustandekommen des Wissens. Ferner sagt die Schrift auch: »nunmehr, was sie Opfer nennen, das ist in Wahrheit das Leben als Brahmanenschüler« (Chând. 8, 5, 1); aus dieser | Zusammenstellung des Opfers u.s.w. mit dem als Mittel der Wissenschaft, dienenden Leben als Brahmanenschüler folgt, [wenn nicht vielmehr das Gegenteil!] dass auch die Opfer u.s.w. als ein solches Mittel angedeutet werden. Ferner auch die Stelle (Kâṭh. 2, 15):


»Das Wort, des alle Veden eingedenk sind,

Das alle Bussübung verkündet, dem zuliebe

Man sich der Schülerschaft ergiebt, dies Wort,

Ich sag' es dir in einem, heisset: Om!«


auch diese Schriftstelle deutet darauf hin, dass die Werke der Lebensstadien ein Mittel zum Wissen sind. Und auch die Smṛiti sagt:


»Der Sünde Tilgung sind die Werke;

Das Wissen ist der höchste Gang.

Wenn durch das Werk getilgt die Sünde,

Dann tritt hervor des Wissens Drang.«


Die Verwendung der Werke ist dabei, – bildlich zu reden, – »wie bei dem Rosse«. Wie nämlich, vermöge seiner besonderen Verwendbarkeit, das Ross zum Ziehen des Pfluges sich nicht eignet, hingegen zum Fahren des Streitwagens sich eignet, | ebenso werden die Werke der Lebensstadien zwar nicht mehr berücksichtigt, nachdem durch das Wissen die Frucht erreicht ist, wohl aber, während dieselbe noch im Entstehen begriffen ist.

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 658-659.
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