[548] 41. pūrvam tu Bādarāyaṇa, hetu-vyapadeēāt
hingegen den vorerwähnten [pūrvam, nicht apūrvam] lehrt Bādarāyaṇa, weil er als die Ursache bezeichnet wird.

Hingegen nimmt der Lehrer Bādarāyaṇo an, dass »der vorerwähnte« Gott die Ursache der Frucht sei, während hingegen die[548] Annahme, dass die Frucht aus dem blossen Werke | oder aus einem blossen Apūrvam entspringe, durch das Schriftwort ausgeschlossen wird. Ob Gott dabei Rücksicht nimmt auf die Werke oder etwa Rücksicht nimmt auf ein Apūrvam, das mag sein wie es will, jedenfalls stammt die Frucht von Gott, das ist die endgültige Meinung. Warum? »weil er als die Ursache bezeichnet wird«; denn sogar als derjenige wird Gott bezeichnet, welcher das Gute und Böse thun macht; und ebenso als der Verleiher der Frucht; denn es heisst: »denn er allein machet das gute Werk thun den, welchen er aus diesen Welten emporführen will; und er allein machet das böse Werk thun den, welchen er abwärts führen will« (Kaush. 3, 8.) Auch wird diese Sache erwähnt in den Bhagavadgītā's (Bhag. G. 7, 21-22):


»Wenn einer liebreich diese oder jene

Gestalt im Glauben zu verehren strebt,

So bin ich es, wofern der Glaube fest ist,

Der für den Glauben die Vergeltung ordnet.

In seinem Glauben ist der Mensch bemüht,

Das was er glaubt zu Gunsten sich zu stimmen;

Doch was an Freuden er dafür empfängt,

Das Gute wird allein durch mich verhängt.«


Hierzu kommt, dass in allen Vedāntatexten die Schöpfungen auf Gott als Ursache zurückgeführt werden. Und darum ist ja gerade Gott die Ursache der Frucht, weil er die Geschöpfe so erschafft, wie es ihren vormaligen Werken entspricht. Was hingegen die Einwendungen betrifft, welche aus der Unmöglichkeit einer Vielheit der Wirkungen [wo die Ursache eine Einheit ist] u.s.w. genommen waren, so treffen dieselben nicht zu, weil Gott dabei [wie Sūtram 2, 1, 34 gezeigt] auf die vollbrachten Bemühungen »Rücksicht nimmt«.


So lautet in dem Kommentare zur erlauchten Ēārīraka-mīmāṅsā, dem Werke der verehrungswürdigen Füsse des Ēankara, im dritten Adhyāya der zweite Pāda.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 548-549.
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