[521] 12. na, bhedād; iti cen? na, pratyekam a-tad-vacanāt
nicht, wegen der Verschiedenheit, meint ihr? Nein, weil jedesmal gesagt wird, dass er nicht dieses sei.

›Das mag ja sein, aber wenn behauptet wurde, dass man das Brahman ohne Wahl nur als mit dem einen Charakter behaftet denken dürfe, und dass ihm weder an sich noch vermöge seiner Standorte beide Charaktere beizulegen seien, so geht das doch nicht an; warum? »wegen der Verschiedenheit«. Denn es werden dem Brahman je nach den einzelnen Lehren verschiedene Gestalten zugeschrieben; es heisst das vierfüssige Brahman (Chānd. 3, 18, 2), das sechzehnteilige Brahman (Praēna 6, 1), es wird ihm das Merkmal der Zwerghaftigkeit zugeschrieben (Kāṭh. 5, 3), und wiederum werden ihm die drei Welten als Leib beigelegt (Bṛih. 1, 3, 22), und es wird mit dem Namen Vaiēvānara (das allverbreitete) bezeichnet (Chānd. 5, 11, 2) u.s.w. Somit hat man anzunehmen, dass das Brahman zugleich auch mit Unterschieden behaftet sei.‹ – Aber wir zeigten doch, dass es nicht angehe, dem Brahman zweierlei Charaktere beizulegen. – ›Auch wenn man es thut, besteht kein Widerspruch, weil die Vielheit seiner Gestalten durch die Upādhi's hervorgebracht wird; thut man es hingegen nicht, so würde die Schriftlehre von seiner Vielheit gegenstandlos werden.‹ – Hierauf antworten wir: »nein!« | warum? »weil jedesmal gesagt wird, dass er nicht dieses sei«; nämlich bei jedem verschiedenen Upādhi lehrt die Schrift, dass das Brahman ohne Verschiedenheit sei, in der Stelle: »was aber in dieser Erde jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Körper bestehende, kraftvolle unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist« (Bṛih. 2, 5, 1.) Man kann somit nicht behaupten, dass die Verbindung des Brahman mit verschiedenen Gestalten das Schriftmässige sei. Denn die Schrift lehrt seine Verschiedenheit nur zum Zwecke der Verehrung, und ihre eigentliche Absicht geht auf die Nichtverschiedenheit.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 521.
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