[697] 6. âditya-âdi-matayaç ca a ga', upapatteḥ
und [hinwiderum] die Auffassungen als Sonne u.s.w. bei einem Gliede [des Werkdienstes], wegen der Angemessenheit.

Es heisst: »der dort leuchtet, den soll man verehren als [oder, als den soll man verehren] den Udgîtha« (Chând. 1, 2, 1), – »in den Welten soll man das fünffache Sâman verehren« (Chând. 2, 2, 1); – »in der Rede soll man das siebenfache Sâman | verehren« (Chând. 2, 8, 1); – »diese Erde eben ist die Ṛic, das Feuer ist das Sâman« (Chând. 1, 6, 1.) Bei derartigen auf Glieder [des Werkdienstes] eingeschränkten Verehrungen erhebt sich die Frage, ob dabei verordnet werde, die Sonne u.s.w. als den Udgîtha, oder den Udgîtha u.s.w. als die Sonne anzuschauen. Man könnte denken, ›die Sache sei unbestimmt, weil ein Grund, sie zu bestimmen, nicht vorliege. Denn hier handelt es sich nicht wie vorher bei dem Brahman darum, irgend etwas durch Erhöhung auszuzeichnen. Nämlich das Brahman ist die Ursache der gesamten Welt, ist ausgestattet mit den Vorzügen der Sündlosigkeit u.s.w.; von ihm liess sich daher behaupten, dass es über die Sonne u.s.w. erhaben sei; bei Sonne und Udgîtha hingegen, welche beide blosse Umwandlungen sind, lässt sich in keiner Weise behaupten, dass ein Unterschied des Vorranges [des einen über das andere] statthabe.‹ – Oder auch: ›die Sache ist bestimmbar, indem die Auffassungen als Udgîtha u.s.w. der Sonne u.s.w. beigelegt werden; warum? weil der Udgîtha u.s.w. zu den Werken gehören, an das Werk aber sich die Erlangung der Frucht knüpft; indem also die Sonne u.s.w. durch ihre Auffassungen als Udgîtha u.s.w. verehrt werden, sind sie werkartig und können somit zur Ursache eines Lohnes werden. – Ebenso, wenn es an der Stelle: »diese Erde ist die Ṛic, das Feuer ist das Sâman« weiter heisst: »nun ist dieses Sâman auf diese Ṛic gegründet« (Chând. 1, 6, 1), so wird in diesen letzten Worten [anerkanntermassen] durch das Wort Ṛic die Erde, durch das Wort Sâman das Feuer bezeichnet, und dieses ist in Ordnung, falls die Absicht besteht, die Erde und das Feuer als die Ṛic und das Sâman anzuschauen, | nicht aber, wenn die Absicht ist, die Ṛic und das Sâman als die Erde und das Feuer anzuschauen. Denn um den Truchsess als König anzuschauen, wird ersterem das Wort König, nicht aber dem Könige das Wort Truchsess beigelegt. – Und wenn es ferner heisst: »in den Welten (lokeshu) soll man das fünffache Sâman verehren« (Chând. 2, 2, 1), so ergiebt[697] sich schon aus der Loka tiv-Bezeichnung, dass die Welten es sind, auf welche hier die Vorstellung des Sâman übertragen werden soll. Dies beweist auch die Stelle [wo das Subjekt der Verehrung gleichfalls im Lokativ steht]: »dieses Gâyatra-Sâman ist eingewoben in die Lebensgeister (prâṇeshu)« (Chând. 2, 11, 1.) Ferner zeigte sich ja schon in Stellen wie: »die Sonne ist das Brahman, so lautet die Unterweisung« (Chând. 3, 19, 1), dass [was auch hier, Chând. 2, 2, 1 gilt] von den Zuerststehenden, der Sonne u.s.w., das Zuletztstehende, nämlich das Brahman, prädiciert wird [wobei sich also hier der Pûrvapaksha auf den Siddhânta des vorigen Adhikaraṇam p. 1064, 10 beruft]. – Ebenso stehen auch wieder zuerst die Erde u.s.w., und zuletzt der Hi kâra u.s.w., wenn es heisst: »die Erde ist der Hi kâra« (Chând. 2, 2, 1) u.s.w. – Aus dem allem ergiebt sich, dass der Sonne u.s.w., welche nicht Werkteile sind, hier die Vorstellung, als wären sie Werkteile, beigelegt werden soll.‹

Auf diese Annahme erwidern wir: es sind vielmehr die Vorstellungen als Sonne u.s.w., welche hier den Werkteilen, dem Udgîtha u.s.w., beigelegt werden; warum? »wegen der Angemessenheit«; denn es ist angemessen, dass in dieser Weise, indem der Udgîtha u.s.w., mittels Heranziehung eines noch nicht Dagewesenen, durch die Vorstellungen als Sonne u.s.w. geweiht worden, ein Gedeihen der Werke erfolge. Denn es heisst: »was man durch das Wissen vollbringt, durch den Glauben, durch die Upanishad, das ist wirkungskräftiger« (Chând. 1, 1, 10), woraus folgt, dass das Wissen eine Ursache für | das Gedeihen der Werke ist. – ›Das mag sein, wo der Lohn in einem Gedeihen der Werke besteht; aber wie steht es bei Stellen, welche durch sich selbst einen Lohn bringen, z.B. wenn es heisst: »wer dieses also wissend in den Welten das fünffache Sâman verehrt« (Chând. 2, 2, 3)?‹ – Antwort: da der [zu den Werken] Berufene auch bei diesen [Verehrungen] der Berufene ist, so ist die Annahme einer [besonderen] Frucht derselben nur möglich mittels der Heranziehung eines im Bisherigen noch nicht Dagewesenen, ähnlich wie z.B. die Observanz des Kuhmelkens [ihre besondere Frucht nur darum haben kann, weil sie dem Werke nicht wesentlich, gleichsam ein opus supererogationis, ist, p. 934-938, S. 612 fg.]. Übrigens behaupten auch die Sonne u.s.w., sofern sie ihrem Wesen nach zum Lohne gehören, vor dem Udgîtha u.s.w., die ihrem Wesen nach zu den Werken gehören, allerdings [gegen p. 1066, 8] einen Vorrang. Dass aber die Sonne u.s.w. als ein Lohn der Werke erlangt werden können, das wird ja in der Schrift gelehrt. Ferner wenn es heisst: »Om! diese Silbe soll man verehren als den Udgîtha« (Chând. 1, 1, 1) und: »über diese Silbe ist folgende Erzählung« (Chând. 1, 1, 10), so wird hier der Udgîtha als der Gegenstand der Verehrung, und in Bezug auf ihn die Auffassung als[698] Sonne u.s.w. anbefohlen. Wenn aber behauptet wurde, dass die Sonne u.s.w. nur dadurch, dass sie unter der Vorstellung als Udgîtha u.s.w. verehrt würden, werkartig werden und somit Frucht bringen könnten (p. 1066, 11), so ist das unzutreffend; denn die Verehrung selbst ist eine Art Werk und bringt daher die Frucht; und übrigens geht auch bei dem Udgîtha u.s.w. dadurch, dass sie als Sonne u.s.w. angeschaut werden, ihre [die Frucht bedingende] Werkartigkeit keineswegs verloren. – Was hingegen die Stelle betrifft: »[diese (Erde) eben ist die Ṛic, das Feuer das Sâman;] nun ist dieses Sâman [d.h. das Feuer] auf diese Ṛic [d.h. die Erde] gegründet; [darum wird das Sâman gesungen als ein auf die Ṛic gegründetes]« (Chând. 1, 6, 1), so haben wir hier vielmehr nur eine metaphorische Anwendung der Worte Ṛic und Sâman auf die Erde und das Feuer. Eine Metapher aber kann, je nachdem es | sich trifft, durch eine nähere oder entferntere Verwandtschaft mit der betreffenden Sache statthaben. Obwohl nun an unserer Stelle [im allgemeinen] die Absicht diese ist, Ṛic und Sâman als Erde und Feuer anzuschauen, so kann doch hier, wo die wirklichen Ṛic und Sâman noch daneben besonders erwähnt werden, Erde und Feuer aber in der Nähe vorkommen, auf diese beiden letzteren die vorliegende [metaphorische] Anwendung der Worte Ṛic und Sâman wegen ihrer Verwandtschaft mit der Ṛic und dem Sâman ohne Bedenken statthaben. Denn es wird ja auch nicht möglich sein ganz auszuschliessen, dass die Benennung als Truchsess sich aus irgend einer Ursache nicht auch einmal auf den König beziehe. Dass aber [unbeschadet dieser nachfolgenden metaphorischen Vorstellung von Erde und Feuer als Ṛic und Sâman] in dem [vorhergehenden] Satze »diese (Erde) eben ist die Ṛic« (Chând. 1, 6, 1), von der Ṛic ausgesagt wird, dass sie die Erde sei [und nicht umgekehrt], dafür spricht auch die Wortstellung. Denn wenn hier von der Erde ausgesagt werden sollte, dass sie die Ṛic sei, so müsste es heissen: »diese Erde ist eben die Ṛic«. Dass diese Ansicht die richtige ist, dafür spricht auch der Umstand, dass in den Schlussworten des Abschnittes: »wer dieses also wissend das Sâman singt« (Chând. 1, 7, 9) nur von einem auf die Teile des Werkdienstes bezüglichen Wissen die Rede ist, nicht aber von einem solchen, welches sich auf die Erde u.s.w. bezöge. – Obgleich ferner an der Stelle: »in den Welten soll man das fünffache Sâman verehren« (Chând. 2, 2, 1) die Welten im Lokativ stehen, so werden doch dieselben von dem Sâman prädiciert, denn daran, dass dieses im Accusativ | steht, sieht man, dass das Sâman das zu Verehrende ist. Weil nämlich die Welten von dem Sâman prädiciert werden, deswegen wird hier das Sâman in Gestalt der Welten verehrt; im andern Falle hingegen würden es die Welten sein, welche in Gestalt des Sâman verehrt würden. Damit ist auch die Stelle »dieses Gâyatra-Sâman ist in die Lebensodem eingewoben«[699] (Chând. 2, 11, 1), abgehandelt. – Wenn hingegen beiderseits der Accusativ steht, wie z.B. an der Stelle: »nun aber als jene Sonne soll er [oder: jene Sonne soll er als] das siebenfache Sâman verehren« (Chând. 2, 9, 1), so ist auch hier die Annahme, dass die Verehrung das Sâman in seiner Gesamtheit betreffe, wenigstens haltbar; und wenn es dann weiter heisst: »so von dem fünffachen; ... nun von dem siebenfachen« (Chând. 2, 7, 2. 2, 8, 1), so wird hier entschieden das Sâman als das zu Verehrende vorgenommen, daher [auch vorher] von ihm die Sonne prädiciert werden muss. – Steht es nun aber hierdurch fest, dass das Sâman das zu Verehrende ist, so muss auch da, wo wie in den Worten: »die Erde ist der Hi kâra« (Chând. 2, 2, 1) eine Umstellung vorliegt, doch der Hi kâra u.s.w. als die Erde u.s.w. angeschaut werden. – Somit steht es fest, dass es die Vorstellungen der Sonne u.s.w., die nicht zu den Werken gehören, sind, welche hier von dem zu den Werken gehörigen Udgîtha u.s.w. prädiciert werden.

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 697-700.
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