[712] 19. bhogena tu itare kshapayitvā, sampadyate
durch den Genuss aber die andern aufgebraucht habend, geht er ein.

Die guten und bösen Werke, deren Wirkung noch nicht begonnen hat, werden, wie wir zeigten, durch die Kraft des Wissens[712] zunichte; »die andern« guten und bösen Werke hingegen, deren Wirkung bereits angebrochen war, müssen erst nach und nach durch den Genuss »aufgebraucht« werden, worauf dann der Eingang in Brahman stattfindet; | denn die Schrift sagt: »diesem werde ich nur so lange angehören, bis ich erlöst werde, alsdann werde ich heimgehen« (Chānd. 6, 14, 2) und: »Brahman ist er, und in Brahman löst er sich auf« (Bṛih. 4, 4, 6.) – ›Aber ist nicht zu besorgen, dass die Anschauung der Vielheit, wenn sie, ähnlich wie die Anschauung der zwei Monde, bis zum Dahinfalle des Körpers trotz der eingetretenen vollkommenen Erkenntnis fortbestand, ebenso gut auch nach dem Tode noch sich fortsetzen wird?‹ – Mit nichten! weil kein Grund dazu vorhanden. Dort nämlich lag der Grund ihres Fortbestehens in der Notwendigkeit, den letzten Rest des Genusses aufzubrauchen, hier aber findet etwas derartiges weiter nicht mehr statt. – ›Aber könnte nicht eine neue Ansammlung von Werken stattfinden, welche einen abermaligen Genuss bedingen würde?‹ – Nein! weil der Same der Werke verbrannt ist. Denn nur wo eine falsche Erkenntnis zu Grunde liegt, werden die weiteren Werke einen abermaligen Genuss nach dem Dahinfalle des Leibes bedingen; wo aber diese falsche Erkenntnis durch die vollkommene Erkenntnis verbrannt worden, da muss unweigerlich nach Verbrauch der bereits angebrochenen Wirkungen für den Wissenden die Absolutheit eintreten.


So lautet in dem Kommentare zur erlauchten Ēārīraka-Mīmāṅsā, dem Werke der verehrungswürdigen Füsse des erlauchten Ēankara, im vierten Adhyāya der erste Pāda.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 712-713.
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