[412] 25. ›guṇād vā, lokavat‹
›oder durch eine Qualität, wie in der Erfahrung.‹

›Oder auch deswegen, weil die, wiewohl minimale, Seele den Leib mittels ihrer »Qualität« der Geistigkeit durchdringt, ist diese sich durch den ganzen Leib durchziehende Wirksamkeit der Seele ohne Widerspruch denkbar; und es ist damit ähnlich »wie in der Erfahrung«, wenn ein Edelstein oder eine Lampe oder dergleichen, obwohl sie sich nur an einer Stelle des Zimmers befinden, mittels ihres das Zimmer erfüllenden Lichtes eine Wirkung auf das ganze Zimmer ausüben. – Man könnte nämlich gegen das Vorherige einwenden, dass bei dem Sandelholze sich allenfalls, weil dasselbe aus Teilen bestehe, die erfrischende Einwirkung auf den ganzen Leib daraus erklären lasse, dass kleine Teilchen desselben sich verbreiteten, dass hingegen die minimale Seele | keine Teilchen besitze, vermöge derer sie sich durch den ganzen Leib verbreiten könnte. Auf dieses Bedenken wird erwidert durch die Worte unseres Sūtrams: »oder durch eine Qualität wie in der Erfahrung.«‹

Aber wie ist es möglich, dass eine Qualität unabhängig von ihrem Träger und getrennt von demselben fortbesteht? Denn die Erfahrung[412] zeigt doch, wie z.B. bei einem Gewande seine Qualität der weissen Farbe nicht unabhängig von dem Gewande und getrennt von demselben fortbesteht. Meint ihr, es könnte damit sein wie mit dem Lichte der Lampe, so bestreiten wir das; denn auch dieses Licht müssen wir als etwas Substanzielles betrachten; es ist nämlich die Feuersubstanz, welche, wenn ihre Teilchen dicht zusammen sind, die Flamme, und, wenn ihre Teilchen zerstreut sind, das Licht bildet. – Hierauf dient als Antwort:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 412-413.
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