[309] 32. ›na, prayojanavattvāt‹
›nicht, weil ein Beweggrund sein muss.‹

Wiederum wird in anderer Weise die Entstehung der Welt aus einem Geistigen angegriffen. – Es kann nicht der geistige[309] ›höchste Ātman sein, der diesen Weltkreis eingerichtet hat; warum? weil zu allem Thun ein Beweggrund vorhanden sein muss. Aus der Erfahrung nämlich ersieht man, wie ein geistiger, vor dem Handeln überlegender Mensch auch eine Handlung von geringer Bedeutung nicht vornimmt, ohne dass dieselbe mit einem in ihm liegenden Beweggrunde verbunden wäre, um wie vielmehr eine solche von grosser Bedeutung. Und mit diesem Brauche der Welt stimmt | das Schriftwort überein: »fürwahr nicht um des Weltalls willen ist das Weltall lieb, sondern um des Selbstes willen ist das Weltall lieb« (Bṛih. 2, 4, 5.) Auch ist es ja doch ein sehr grosses Unternehmen, diesen Weltkreis in seiner Ausbreitung nach oben und unten anzuordnen. Nimmt man nun an, dass auch der geistige höchste Ātman zu diesem Unternehmen durch einen in ihm liegenden Beweggrund getrieben worden sei, so widerspricht das der Allgenugsamkeit des höchsten Ātman, welche von der Schrift gelehrt wird; soll hingegen kein Beweggrund vorhanden sein, so wird auch die Thätigkeit unmöglich. Oder soll etwa, ähnlich wie zuweilen ein wiewohl geistiger Mensch sinnlos aus Mangel an Verstand und ohne Beweggrund etwas thut, so auch der höchste Ātman bei seinem Thun vorgegangen sein? Diese Annahme würde der von der Schrift gelehrten Allweisheit des höchsten Ātman widersprechen. Darum steht es nicht richtig mit dieser Annahme der Weltschöpfung durch ein geistiges Wesen.‹

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 309-310.
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