[363] 30. na bhāvo, 'nupalabdhźḥ
nicht das Vorhandensein, weil keine Apperception.

Noch müssen wir auf die Behauptung antworten, dass die Mannigfaltigkeit der Erkenntnis auch ohne die Objekte durch eine Mannigfaltigkeit von [subjektiven] Erscheinungen (vāsanā) zu Stande kommen könne. Wir entgegnen: »das Vorhandensein« von Erscheinungen ist nicht möglich, wenn, wie du annimmst, »keine Apperception« äusserer Objekte stattfindet. Denn in der Apperception der Objekte | haben die je nach dem Objekt verschieden gestalteten Erscheinungen ihren Grund; wenn aber keine Objekte appercipiert werden, worin sollen da die mannigfaltigen Erscheinungen ihren Grund haben? Auch bei Annahme der Anfanglosigkeit würde, vergleichbar der sich aneinander haltenden Reihe von Blinden, nur ein regressus in infinitum ohne stützende Basis eintreten, welcher das Welttreiben aufhöbe, nicht aber eure Meinung bewiese. Wenn ferner der Leugner der Aussenwelt sich auf die zu fordernde und [sonst] fehlende Analogie [des Wachens mit dem Traume] beruft, um zu beweisen, dass eine Erkenntnis, um zu entstehen, als Grund Erscheinungen und nicht Objekte habe, so ist auch das, wenn es so steht wie wir sagten, als widerlegt zu betrachten; denn ohne[363] die Apperception von Objekten können die Erscheinungen überhaupt nicht entstehen. Und da ferner die Apperception der Gegenstände auch ohne die Erscheinungen bestehen kann, hingegen die Erscheinungen nicht ohne die Apperception der Gegenstände entstehen können, so dient auch die zu fordernde und [sonst] fehlende Analogie nur dazu, die Realität der Objekte zu bestätigen. Es sind ja auch die Erscheinungen nur bestimmte Eindrücke (saṃskāra); Eindrücke aber können, wie die Erfahrung zeigt, nur durch eine stützende Basis zustande kommen, für dich aber giebt es eine solche Basis der Eindrücke nicht, weil du als Richtschnur befolgst, dass es keine Apperception gebe.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 363-364.
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