[372] 38. sambandha-anupapatteē ca
auch wegen der Unmöglichkeit einer Verknüpfung.

Und noch eine weitere Ungereimtheit: der Gott, welcher von der Urmaterie und dem Purusha (Seele) verschieden wäre, könnte dieselben nicht regieren ohne mit ihnen irgendwie verknüpft zu sein. Diese Verknüpfung aber kann weder eine blosse [aggregatartige] Verbindung (saṃyoga) sein, weil Urmaterie, Seele und Gott allgegenwärtig und gliederlos sind; noch auch kann sie als eine Inhärenz (samavāya) gedacht werden, weil dabei von einem Inhärierenden und einem Inhärenzträger [bei den Gegnern] nicht die Rede ist; noch kann man an irgend eine andere als Wirkung sich ergebende Verknüpfung denken, weil das ganze Verhältnis von Wirkung und Ursache [erst durch jene Verknüpfung bedingt wird, somit] seinem ersten Anfange nach ein unerwiesenes bleibt. Fragt ihr, wie es denn die Anhänger des Brahman halten, so weisen[372] wir das ab, weil bei uns die Verknüpfung [zwischen Gott und Seele] auf der Identität beider beruht. Hierzu kommt, dass der Brahmanlehrer die Natur der Ursache u.s.w. gemäss der heiligen Überlieferung bestimmt, dass sich somit bei ihm nicht alles notwendigerweise so zu verhalten braucht, wie es die [von ihm nicht als absolut real anerkannte] Erfahrung lehrt; der Gegner hingegen bestimmt die Natur der Ursache u.s.w. gemäss Erfahrungsbeispielen, und somit muss er alles, was die Erfahrung lehrt, als richtig annehmen; – das ist der Unterschied. Meint ihr, dass auch der Gegner sich ebenso gut auf eine heilige Überlieferung stütze, weil das von Philosophen (wörtlich: Allwissenden, p. 498, 4) Überlieferte den Wert einer heiligen Überlieferung habe, so bestreiten wir das, weil dabei ein Cirkelschluss stattfindet, sofern die Allwissenheit [jener Philosophen] auf Kredit der heiligen Überlieferung, und | die Heiligkeit der Überlieferung auf Kredit der Allwissenheit angenommen wird. Somit ist die Aufstellung eines Gottes von Seiten der Sā khya und Yoga-Lehrer ungerechtfertigt; und in ähnlicher Weise lässt sich auch bei den übrigen ausservedischen Aufstellungen eines Gottes je nach Befund die Ungereimtheit erweisen.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 372-373.
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