I. II. Ethische Schriften

[55] [0c. I 3] ÜBER DAS LEBEN NACH DEM TODE.

1. [Es wird erörtert, wie das Aufleben eines Verstorbenen möglich sei. In diesem Falle war der Tod offenbar kein Erlöschen der gesamten Lebenskraft des Körpers, sondern nur eine Ohnmacht infolge eines Schlages oder einer Verwundung, wobei die Bänder der Seele im Mark noch festgewurzelt blieben und das Herz den Funken des Lebens noch in der Tiefe bewahrte. Und infolge der Fortdauer jener Bänder erwies sich der Körper tauglich zur Beseelung und erlangte das erloschene Leben wieder.]

1a. [Die Menschen in ihrer gewöhnlichen Todesfurcht scheuen sich an die Todesstunde zu denken und ihr Testament niederzuschreiben. Sie [55] werden dann von ihr völlig überrumpelt und gezwungen, noch rasch, nach D.'s Ausdruck,] sich doppelte Portionen einzustopfen.

1b. [I 4] TRITOGENEIA [Athena]

2. Aus der Klugheit erwachsen diese drei [Früchte:] Wohl denken, wohl reden, recht handeln.

2c. [II 3] ÜBER WOHLGEMUTHEIT.

[56] 3. Wer wohlgemut leben will, soll nicht vielerlei treiben weder im eigenen noch im Staatswesen und, was immer er treibt, nicht über seine Kraft und Natur streben, sondern so sehr auf seiner Hut sein, daß, selbst wenn das Glück einschlägt und dem Scheine nach ihn in die Höhe führen will, er dessen nicht achtet und nicht über die Kraft anfaßt. Denn mäßige Fülle ist sicherer als Überfülle.

4. Denn Lust und Unlust ist die Grenzbestimmung [des Zuträglichen und Abträglichen].

Quelle:
Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch von Hermann Diels. 2. Band, Berlin 41922, S. 55-57.
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