Erster Abschnitt.

[363] 1. Die Sinnen-Gegenstände sind bekannt.

2. Das Bekanntsein der Sinnengegenstände ist ein Argument für einen von den Sinnengegenständen verschiedenen Gegenstand.

[363] 3. Dieser Schluss, wodurch das Bekanntsein als ein Zustand des Körpers gefolgert wird, ist ein Fehlschluss.

4. Weil in den Ursachen ein Nicht-Wissen Statt findet.

[364] 5. Und weil ein Wissen (Statt finden müsste) in den Wirkungen.

6. Und weil es kein Wissen giebt, (dass in den Wirkungen wirklich ein Wissen Statt findet).

[365] 7. Der Beweisgrund ist eben etwas Anderes. Die Behauptung deshalb (dass etwas von dem Beweisenden Nicht-Verschiedenes der Grund sei), ist ein Trugschluss.

8. Etwas Anderes ist nämlich nicht der Grund von etwas Anderem (d.h. von etwas Anderem irgend welcher Art; deshalb würde ein solches Argument einen Fehlschluss zur Folge haben).

[366] 9. Das Verbundene, das Inhärirende, das Einem Gegenstande (zugleich) Inhärirende, so wie das Widersprechende (sind Gründe).

10. Eine Wirkung (ist der Grund) einer anderen Wirkung.

11. Das nicht-seiende Entgegengesetzte (ist der Grund) eines seienden (Entgegengesetzten).

12. Das seiende (Entgegengesetzte ist der Grund) eines nicht-seienden (Entgegengesetzten).

13. Das seiende (Entgegengesetzte ist der Grund) eines seienden (Entgegengesetzten).

[378] 14. Dies folgt daraus, dass der Grund abhängt vom Bekanntsein.

15. Scheingründe sind: der nicht-erwiesene, der nicht-seiende und der zweifelhafte.

16. Weil dieses gehörnt ist, deshalb ist es ein Pferd.

17. Und (der Schluss), weil dies gehörnt ist, deshalb ist es ein Rind, ist ein Beispiel des nach mehr als einer Seite gefundenen (Nicht-Grundes)

18. Das, was durch die Verbindung der Seele mit den Sinnengegenständen hervorgebracht wird, ist etwas Anderes.

[384] 19. Thätigkeit und Enthaltung von Thätigkeit, welche in der eigenen Seele wahrgenommen werden, sind der Beweisgrund für eine andere.[385]

Quelle:
Die Lehrsprüche der Vaiçeshika-Philosophie von Kaṇâda. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 21, Leipzig 1867, S. 309–420, S. 363-368,378-380,384-386.
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