Drittes Kapitel (150. bis 152. Gegenstand).

Verschiedene Arten des Kampfes mit Hinterlist, Anspornung des eigenen Heeres und Aufstellung des eigenen und des feindlichen Heeres[568] 1.

Ist er an Truppenmacht überlegen, hat er die Aufwiegelung (in des Feindesheer) geübt und die nötige Vorsorge getroffen und steht er auf ihm selber günstigen Gelände, dann schreite er zur offenen Feldschlacht; im entgegengesetzten Falle zum Kampf mit Hinterlisten.2 Zu den Zeiten, wo des Feindes Heer in mißlicher Lage ist, oder solchen, die für einen Überfall passen, schlage er auf ihn los, oder wenn dieser auf ungünstigem und er selber auf günstigem Gelände steht; oder wenn er sich fest auf seine Reichsfaktoren verlassen kann,A1 sogar auch, wenn der Gegner sich auf günstigem Gelände befindet. Oder er setze mit Hilfe von verräterischen, vom Feinde kommenden oder Waldstammtruppen (die er dem Feinde preisgibt) eine Niederlage in Szene (bhaṅgaṃ dattvā) und schlage dann den dadurch auf ungünstiges Gelände Gelockten nieder. Das fest zusammengeschlossene Heer zersprenge er durch Elefanten. Wenn der Feind, zuerst durch die freiwillige Flucht (bhaṅgapradāna) getäuscht, mit aufgelösten Reihen ihm folgt, wende er sich mit festgeschlossenen Gliedern gegen den aufgelösten und schlage ihn.3

[568] Wenn der Feind durch Angriff von vorne zum Wanken oder zur Flucht gebracht ist, dringe er von hinten mit Pferden und Elefanten auf ihn ein. Wenn er ihn im Rücken angegriffen hat und er wankt oder flieht, dann dringe er mit Kerntruppen von vorne auf ihn ein. Damit sind auch die Angriffe von den beiden Seiten her dargelegt. Oder er greife da an, wo (beim Feinde) die verräterischen oder die wertlosen Truppen stehen.

Ist vor dem Feinde das Gelände uneben oder ungünstig, dann dringe er vom Rücken her auf ihn ein. Ist es im Rücken (des Feindes für diesen) ungünstig, dann dringe er von vorne auf ihn ein. Ist es auf einer Seite ungünstig, dann von der anderen Seite.

Oder er lasse den Gegner zuerst mit verräterischen, dem Feind abgenommenen und Waldstammtruppen kämpfen und greife dann als nicht Ermüdeter den Ermüdeten (mit tüchtigen Streitkräften) an. Oder mit Hilfe seiner verräterischen Truppen schauspielere er eine Niederlage und dringe dann aus der Deckung eines Hinterhaltes auf den Gegner ein, während dieser vertrauensvoll glaubt: »Ich habe gesiegt«, er selber jedoch auf der Hut bleibt. Wenn der Feind bei der Plünderung einer Karawane, einer Hürde, eines Feldlagers oder eines Einsammlungszugs4 sorglos ist, nehme er wachsam die Gelegenheit wahr und greife ihn an. Oder indem er seine eigenen Kerntruppen durch wertlose Truppen verdeckt, dringe er (zusammen mit diesen Kerntruppen) zwischen die Helden des Gegners ein und schlage dann auf die los.5 Er greife, in einem Hinterhalt verborgen, die feindlichen Helden an, nachdem er sie durch einen Rinderraubzug oder eine Jagd auf wilde Tiere weggelockt hat.6 In der Nacht wecke er sie durch einen Überfall und töte die Schlafbetäubten oder bei Tage die von Hitze Ermatteten, während er selber frisch ist7. Oder unter Verwendung von Elefanten, die mit Lederhüllen um die Füße versehen [569] sind, überrumple er sie bei Nacht.8 Wenn sie während des Tages von der beständigen Bereitschaft zur Schlacht ermüdet sind, greife er sie am Nachmittag an.9 Oder mit Hilfe von leicht scheuenden Rinder-, Büffel- und Kamelherden, die in getrocknete Felle und in gebrauchte (abgelegte) Mattenhüllen für Zucker eingemacht sind, schlage er den Feind, während dieser seine Elefanten und Pferde nicht hergerichtet hat und in wirrer Auflösung sich umwendet, und während er selber fest geschlossen kämpft.10 Oder er falle, wenn sie Sonne und Wind gegen sich haben und (am Sehvermögen) verkürzt sind, über sie her.11

Wüste, Wald, Engpaß, Sumpf, Berg, Niederung, Unebenheit und Schiff, Rinder, WagenzugA2, Nebel, Nacht – die (benütze er für) Hinterhalte.

Und die früher genannten Angriffszeiten sind die Anlässe für den hinterlistigen Kampf.12

Nun aber die Schlacht. Nachdem der Tugendhafte Ort und Zeit für die Schlacht (dem Feinde) angesagt hat, lasse er seine Streitmacht zusammentreten (sich zusammenschließen) und spreche zu ihr: »Ich habe den gleichen Sold wie ihr. Mit euch Herren zusammen möchte ich dies Reich genießen. Den Feind habe ich euch genannt. Greift ihn an«.

Auch in den Veden hören wir: »Du wirst am Schlusse der von vollkommenen Priesterentlohnungen begleiteten Opfer in die Welten eingehen, die für die (in der Schlacht gefallenen) Helden da sind«.13 Und da gibt es auch zwei Strophen:

»Sogar über die Welten, in die durch eine Menge von Opfern und durch Askese die Brahmanen und in die die nach den Himmel Verlangenden [570] durch reichliche Schenkungen an würdige Personen eingehen, gelangen in einem Augenblick die Helden hinaus, die in tapferem Kampfe das Leben lassen.14

Die neue Schüssel voll Wassers (der Totenspende), die wohlgeweihte, von Darbhagras ummantelte, die soll dem nicht zuteil werden und zur Hölle soll der fahren, der nicht zum Dank für den von seinem Herrn ihm gereichten Lebensunterhalt tapfer kämpft.«

Mit solchen Worten soll er durch den Ratgeber und den Hauspriester die Krieger aufmuntern lassen.

Ist die Schlachtaufstellung vollständig in Ordnung, dann soll er seinen Trupp von Wahrsagern usw. durch die Verkündigung, daß sowohl ein Allwissender (d.h. der König selbst) als auch die Macht der Götter (das Schicksal) mit ihnen sei, die eigenen Leute anfeuern und die feindliche Partei in Schrecken setzen.

Wenn es heißt: »Morgen ist die Schlacht«, soll der Fürst fastend auf seinen Waffen und seinem Vehikel schlafen. Und mit Zaubersprüchen des Atharvaveda soll er Feueropfer darbringen. Und siegbringende und himmelverleihende Segenssprüche soll er rezitieren lassen. Und den Brahmanen soll er sich selber zu eigen geben. Zum Kern des Heeres mache er, was ausgestattet ist mit Heldentum, Kriegskunst, guter Geburt und Liebe zum Herrscher und was durch Gut und Ehrung völlig zufrieden gestellt ist.

Eine standartenlose, kahle Heeresabteilung von Kriegern, die aus Vätern, Söhnen und Brüdern bestehen, ist der Standort des Königs,15 Elefant oder Wagen, umschlossen von einem Reitergefolge, des Königs Vehikel. Er besteige das Vehikel, das den Hauptteil des Heeres bildet und auf das er eingeübt ist. Ein als König Verkleideter soll angestellt werden, die Schlachtordnung zu überwachen.16

[571] Barden (sūta) und Lobsänger (māgadha) sollen für die Helden den Himmel und für die Furchtsamen den Verlust der Seligkeit und sollen den Preis der Ge schlechter, Verbände, Familien, Taten und Lebensführungen der Kämpfer verkünden. Die Leute des königlichen Hauspriesters sollen Zauber und Verwünschungen aussprechen,A3 die Opferer, Glückerzeuger17 und Astrologen den Erfolg des eigenen Werkes und den Mißerfolg der Feinde (vorauskünden).

Der Feldmarschall soll zu dem Schlachtheere, das mit Geld und Ehrung in die richtige Verfassung gebracht worden ist, also sprechen: »Hunderttausend dem, der den König18 tötet; fünfzigtausend, wer den Feldmarschall oder den Kronprinzen; zehntausend, wer einen Heldenführer; fünftausend, wer einen Elefanten oder einen Kriegswagen, tausend, wer ein Pferd, hundert, wer einen Fußsoldatenführer vernichtet; zwanzig für einen gewöhnlichen Soldaten, und doppelte Löhnung für Erbeutung.19 Das sollen von ihnen (d.h. von denen, die Heldentaten verrichten) die Männer wissen, die über einen Zehnertrupp gesetzt sind (die decuriones)«.

Die Ärzte sollen mit scharfen Instrumenten, stumpfen Instrumenten, Arzneien, Öl und Zeug in den Händen und die Frauen Speise und Trank bewahrend und zur Aufmunterung der Männer dienend im Rücken sich aufhalten.

Nicht nach Süden gekehrt, die Sonne im Rücken, günstig der Wind, so soll er das Heer auf passendem Gelände in Schlachtenordnung aufstellen. [572] Und in des Feindes Stellung und Schlachtenreihe sollen sie die Pferde eindringen machen.

Wenn er da festen Stand faßt oder von da (gegen den Feind) vorstürmt, wo seine Schlachtreihe auf ungünstigem Gelände festen Stand fassen oder vorstürmen muß,20 dann wird er in beiden Fällen besiegt. Im gegenteiligen Falle siegt er, handle es sich nun um festen Stand oder um Ansturm.

Eben, uneben21 und gemischt heißt das Gelände. Das ist also von vorne, von den beiden Seiten und von hinten zu verstehen.22 Auf ebenem gebrauche man die stabförmigen und die kreisförmigen Anordnungen des Heeres, auf unebenem die aus Schlangenwindungen bestehenden und die festgeschlossenen Anordnungen, auf gemischtem die ungleichen Anordnungen.

Hat er einen, der ihm an Streitkräften überlegen ist, besiegt, so soll er um Frieden ersuchen. Von einem, der ihm an Streitkräften gleich ist, darum ersucht, soll er sich vertragen. Einem, der schwächer ist, soll er weiter Hiebe geben. Nicht aber, wenn dieser auf günstiges Gelände gelangt ist oder (in der Verzweiflung) das eigene Leben in die Schanze schlägt.

Unerträglich wird das Ungestüm dessen, der die Hoffnung auf das Leben aufgegeben hat und sich wieder (zum Kampfe) umwendet. Darum möge er den völlig Geschlagenen nicht drangsalieren.A4

Fußnoten

1 Vyāyoga die Verteilung, Plazierung, Anordnung usw., auch die Verwendung, Anspannung (von Zugtieren 364, 7).


2 Ich lese hier und 375, 10 kapaṭa statt çakaṭa oder fasse çakaṭa doch im Sinne von kapaṭa. Auf jeden Fall ist ein Synonym von kūṭa nötig. Auch 365, 9 muß man vielleicht kapaṭa für çakaṭa einsetzen. Prativihitakartuḥ kann nicht richtig sein. Ich vermute, man muß nach 390, 8 in prativihitadurgaḥ ändern: »hat er für die Burg vorgesorgt«, wie eben im Schlußvers des vorigen Kapitels eingeschärft worden ist.A5


3 Natürlich muß man abhinnaḥ lesen. Vgl. zu diesen Erörterungen auch Kām. XIX, 54ff.


4 Oder saṃvāha = Konvoi, bedeckter Transport? Auch nach Kām. XIX, 62 scheint eine Einsammlungs- oder Furagierstreiferei gemeint zu sein.


5 Eingewickelt in diese wertlosen, rasch weichenden Truppen, gelangt das Kernvolk mitten unter den Feind und stürzt sich nun auf den Unvorbereiteten. Deutlicher ist Kām. XIX, 63: »Oder nachdem er sein Heer aus Kernvolk durch wertlose Truppen (die er um sie herstellt) verdeckt hat, schlage er, wie ein Löwe herausspringend, den Feind, welcher, mit der Zersprengung dieser (nur schlecht kämpfenden) Truppen beschäftigt, bloß geringe Sorgfalt walten läßt«.


6 Auf Rinderraub sind ja die altindischen Helden erpicht. Der Eroberer bringt also absichtlich Herden in die Nähe der Feinde, über die sie sich dann hermachen. Oder er verlockt sie, wohl besonders durch seine Spione im feindlichen Heer, dazu, Jagden anzustellen, läßt vielleicht gefangene wilde Tiere zu diesem Zweck selber heimlich los. Sind sie so hinter der Beute her, dann kann man ihnen hübsch beikommen.


7 Vielleicht aber ist tapta einfach: abgemattet. Der Feind soll dann durch den nächtlichen Überfall und den Mangel an Schlaf ganz erschöpft und ihm in solchem Zustand am Tage der Rest gegeben werden. Vgl. Kām. XIX, 65. Dieser hat das hinter taptān so wenig beachtet wie Sham.A6


8 Man muß jedenfalls im Einklang mit Kām. XIX, 67 und XX, 60 sapādacarmakoçair lesen. Diese Lederhüllen dienen, wie Çaṅk. uns mitteilt, zum Schutz gegen die Dornen, besonders aber wohl gegen den »Hundezahn« (çvadaṃshṭrā 53, 1; 364, 14).


9 Am besten versteht man dies mit Çaṅk. zu Kām. XIX, 66 so, daß der Eroberer einen großen Teil des Tages durch allerhand Finten den Feind unter Waffen hält und abmattet.


10 Wir haben ja schon gehört, daß Grasmatten gebraucht wurden und noch gebraucht werden, Zucker zu verpacken (97, 14; 121, 1). Die Tiere sollen durch die Umhüllung wohl einesteils geschützt werden, andererseits aber desto unheimlicher erscheinen.A7


11 Lies pratisūryavātaṃ vā kharvaṃ und vgl. Kām. XIX, 68. Das von mir konjizierte kharva bedeutet sonst verstümmelt, eines Gliedes beraubt, hier offenbar »verkürzt, geblendet,« nämlich von der Sonne und dem in ihre Augen wehenden massenhaften Staub der Schlacht.


12 D. h. zu den gegen Schluß des vorigen Kapitels (363, 14ff.) genannten Zeiten, wo das Heer des Feindes in einer mißlichen Lage ist, soll der hinterlistige Angriff erfolgen. Dergleichen ist »Grund und Mittel« (ketu) für ihn.


13 Also hier umgekehrt: Der gefallene tapfere Krieger geht in dieselbe Seligkeit ein, die dem frömmsten Opferer zuteil wird. Unendlich viele Male heißt ja im Epos und auch sonst die Schlacht ein Opfer, und wer weiß wie viele Entsprechungen zu dem hier gegebenen Verheißungen finden sich in der altind. Lit.


14 Diese Verse werden auch von Çaṅk. zu Kām. XX, 21 und in Tantrākhy ed. Hertel I, Str. 122 mitgeteilt. Çaṅk. hat wie B die gewiß bessere Lesart pātracayaiç, stimmt aber sonst genau mit unserem Text. Die Tantrākhy. aber bietet außerdem noch mehrere andere, aber schlechtere Verschiedenheiten.A8


15 »Kahl« (muṇḍa) heißt diese Heeresabteilung (anīka), weil sie ohne Abzeichen ist, wohl auch ohne hervortretenden Schmuck u. dgl. mehr. »Having no headdress« (Sham.) verengert zu sehr. Ob muṇḍānīka aber nicht, wenigstens nebenbei, »Eisenheer«, besonders starkes, mit Eisen gepanzertes Bataillon bedeutet? Jedenfalls ist es die Blume des Heeres, und da es nur aus Leuten zusammengesetzt ist, die so nahe verwandt sind wie Vater und Sohn, Bruder und Bruder, so stehen sie wie ein Mann, schützen einander, rächen einander, halten fest zusammen usw. Vgl. Kām. XX, 35.


16 Statt adhirohayet muß man, um einen Sinn zu bekommen, adhirohet lesen. Freilich wird adhirohayet schon richtig und etwas ausgefallen sein. Dann soll wohl der Fürst den Scheinkönig, oder: auch den Scheinkönig, der die Oberleitung der Schlacht übernimmt (natürlich auch dies nur pro forma), damit der wirkliche König geschützt und die Feinde irregeführt werden, dazu veranlassen, das gleiche Vehikel zu besteigen. Soll man also tadadhirohito rājavyañjano lesen? Im Notfall könnte man die zwei letzten Sätze umstellen und dann übersetzen: »Den lasse er das Vehikel besteigen, das den Hauptteil usw.« – Vyūhānushṭhāna »die Durch- oder Fortführung der Schlachtaufstellung«. Dieser Trugkönig soll also fort und fort als vermeintlicher Führer in der Schlacht anwesend sein.A9


17 Vardhaki scheint hier sinnlos zu sein. Ich lese vardhika »Glückmacher«, Leute, die Glückszeremonien ausführen oder die glückbringende Sprüche hersagen, also vielleicht nur Glückwünscher. Ich kann jedoch das Wort nicht belegen. Aber auch die sattrika sind sonderbar. »Spies« (Sham.) kann es nicht heißen. Denn dafür braucht Kauṭ. immer sattrin. Diese passen aber an sich recht gut. Besonders auch die »fahrenden Schüler« werden angestellt, die Untertanen zu »animieren«. Also vielleicht eher: sattrikāpaṭikamauhūrtikāh: »die Hinterhältler, fahrenden Schüler und Astrologen sollen den Erfolg ... prophezeien«.A10


18 Oder: einen König.


19 Oder: Und doppelte Löhnung, sowie was einer selbst erbeutet. Çiro »pro Kopf«. Vielleicht aber muß man doch übersetzen: »auf den Kopf (d.h. für jeden Soldaten) zwanzig paṇa, doppelte Löhnung und was er erbeutet (soll der Preis tapferen Kampfes sein)«. So hat offenbar Kām. den Text verstanden; denn er sagt: »auf jeden übrigen Kopf zwanzig und das Doppelte seines Soldes. Und was einer sich erkämpft: Reittier (yugya) und Gold und Metall (kupya, nach Çaṅk. = Wolldecken, Teppiche usw.), das soll der Fürst ihm überlassen oder was dem betr. Gegenstand an Wert entspricht« (XX, 20f.). Aber dem gemeinen Soldaten wurde sicherlich nicht alles zugeteilt, was er erbeutete, und auf solche Versprechungen wäre kaum der Dümmste hineingefallen. Bhogadvaiguṇyaṃ svayaṃgrahaç ca wäre also wörtlich: »und doppelte Löhnung bedeutet (jeder Fall von) Erbeutung«.A11


20 Wörtl.: »wo Stillstand und Ansturm von einer Schlachtordnung auf ungünstigem Gelände ausgeht« (oder: von einem Fürsten mit Schlachtaufstellung auf u. G.).


21 Oder: Günstig, ungünstig (sama, vishama)?


22 Oder vielleicht eher: »Vorne, auf den beiden Seiten und hinten soll das Gelände darauf hin erkundet werden, ob es eben, uneben oder gemischt ist«.


A1 Nach Gaṇ.: »wenn er des Feindes Staatsfaktoren (durch Aufwiegelung) in seiner Gewalt hat (prakṛitipragraha«). Ich habe besonders an ekapragraho rājyasya in 253, 16 gedacht.


A2 Statt »Wagenzug« (çakaṭavyūha) vielleicht eher: »trügerische Aufstellung zur Schlacht«.


A3 Kṛityā ist besonders Zauber mit Hilfe von hervorgezauberten oder herbeigezauberten bösen Mächten oder Geistern, abhicāra nicht nur »Verwünschung«, sondern überhaupt zauberische Besprechung, gewöhnlich verderbenbringende; auch devatākarshaṇaçakti in MBh. I, 122, 35.


A4 Unsere Strophe hat in MBh. XII, 99, 13 folgende Gestalt: Punar āvartamānānāṃ nirāçānāṃ ca jīvite / vegah suduḥsaho, rājaṃs; tasmān nātyanusārayet. Und der letzte pāda des vorhergehenden Çl. lautet: bhagnān nātyanusārayet. Vgl. Nītiv. 125, 5.


A5 Gaṇ. liest prativihitartuḥ. Das heißt dann aber nicht: sampāditayuddhayogyakālah, sondern: »nachdem er für die betreffende Jahreszeit (d.h. gegen die besonders in ihr drohenden Schwierigkeiten) Vorsorge getroffen hat«.


A6 Nach Gaṇ.'s Text: »und töte die aus Mangel an Schlaf Ermatteten oder Verschlafenen am Tage«.


A7 Nach Gaṇ. wäre zu übersetzen: »denen man aus trockenen Fellen gemachte Säcke mit runden Steinchen angehängt hat«. Von dem Gerassel werden die Tiere scheu, sagt er. Das klingt nicht übel. Dennoch halte ich diese Auffassung, die schon Jolly dargeboten hat, für verkehrt.


A8 Ungezählte Stellen der altind. Lit. erklären: Der Tod im Bett entehrt den Krieger. Der Tod in der Schlacht ist ihm höchste Pflicht, Tilgung aller Sünde, Heiligung, die Straße zum Himmel. Wie unsere Strophe, so lehrt z.B. MBh. VII, 71, 16; 74, 33; 78, 20ff.; V, 33, 61; XI, 2, 16; II, 12, 20ff. nicht nur daß die heiligen Büßer, die Yogin, die großen Opferer und die in der Schlacht Gefallenen zum selben jenseitigen Heil gelangen, sondern auch daß der Heldentod einen viel sicheren und natürlich viel kürzeren Weg dahin darstellt. Y. I, 323 und Parāçara III, 25–32 stellen insbesondere den Yoga und den Schlachtentod auf die gleiche Stufe; ebenso MBh. V, 33, 61 und Çukraṇ. IV 7, 624f. Vgl. z.B. auch Agnipur. CXXXVI, 52–56; Çukran. IV, 7, 626–28. Ja, nach dem Glauben der Rajput ist nur der im Kampf Gestorbene von der Wiederverkörperung befreit. Tod, Rajasthan (Pop. Ed., Calcutta), Vol. I p. 296, note †. – Wegen der Anrede vor der Schlacht s. auch MBh. V, 17, 8ff.; XII, 100, 32ff.


A9 Auch Gaṇ. liest adhirohayet und sagt seelenruhig, es sei = adhiroheta. Der als König Verkleidete erscheint auch anderwärts. So in Nītiv. 122, 2–5 (s. Zusatzanm. 583, 30) In Jāt. II, 413, 8ff. steckt der König von Benares seinen Elefantenlehrer ins Fürstengewand, läßt ihn auf seinen Elefanten steigen und befiehlt ihm, so zu kämpfen. Er selber nimmt mitten im Heer in unbekannter Kleidung (aññātakavesena) an der Schlacht teil. Çukraṇ. V, 29ff. befiehlt dem König nicht nur, daß er ohne Abzeichen, Diadem, schone Kleider usw. in den Krieg ziehe (1. bhūpo statt bhīto und wohl mukuṭena statt kuṭumbena), sondern auch, daß er stets als Deckung Leute um sich habe, die ihm ähnlich sehen und besondere, d.h. fürstliche Merkzeichen tragen.


A10 Ähnlich diesem vardhika ist der vardhamānaka in MBh. VII, 57, 4, offenbar ein »Glückherbeiführer«. Nīl. sagt, es sei ein ārartikahasta, was man wohl in ārātrikahasta ändern muß, also einer, der ein Gefäß mit Licht oder Lichtern vor Götterbildern usw. schwingt, um so Übel zu bannen und Segen zu erzeugen.


A11 Freilich gebietet auch M. VII, 96ff., alles, was einer im Kampf erbeute, sogar die Elefanten, ganz von Weibern, Vieh, Geld usw. zu schweigen, solle ihm gehören, dem König aber eine Auslese. Ähnlich Gaut. X, 20–23; Çukran. IV, 7, 749f.

Quelle:
Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben. Das Arthaçāstra des Kauṭilya. Leipzig 1926, S. 568-573.
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