Achtzehntes Kapitel (36. Gegenstand).

Der Aufseher der Waffenkammer.

[153] Der Aufseher der Waffenkammer (āyudhāgārādhyaksha) soll die für den Kampf, das Verteidigungswerk der eigenen Burgen und den Angriff auf die festen Städte des Feindes nötigen Rädermaschinen, Waffen, Schutzmittel (āvaraṇa) und das Zubehör durch Grob- und Kunsthandwerker des betreffenden Faches anfertigen lassen, denen Umfang der Arbeit, Zeit und Lohn festgesetzt ist, sowie auch wie ihr Erzeugnis ausfallen muß.1

Und er soll sie (diese Erzeugnisse) an den für sie geeigneten Orten unterbringen.2 Er soll dafür sorgen, daß oft ihr Aufbewahrungsort geändert und ihnen Sonne und Lüftung gegeben wird.3 Was von Hitze, eindringender Feuchtigkeit oder Insekten und Würmern beschädigt wird, soll er anders unterbringen. Er soll Kenntnis von ihnen haben nach ihrer Gattung und ihrem Aussehen, ihren bezeichnenden Merkmalen und ihrer Menge, ihrer Herkunft, ihren Preisen und ihrer Aufbewahrungsstelle.

Sarvatobhadra (»Allglücklich, Allherrlich«),4 jāmadagnya,5 bahumukha (»Vielmund, Vielspeier«),6 viçvāsaghātin (»Töter der Ahnungslosen«),7 samghātī [153] (»Zusammensetzung«),8 yānaka (»Wägelchen«),9 parjanyaka (»Regengöttchen, Regelchen«),10 bāhu (»Arm«),11 ūrdhvabāhu (»aufgereckter Arm«)12 und ardhabāhu (»Halbarm«)13 – dies sind die aufgestellten Kriegsgeräte.

Pañcālikā (»die Pañcalerin«),14 devadaṇḍa (»Götterknittel, Götterstrafe«),15 sūkarikā (»Mutterschweinchen«),16 musalayashṭi (»Mörserkolbenstange, Keulenstange«),17 hastivāraka (»Elefantenwehrer«),18 tālavṛinta (»Fächer«),19 mudgara (»Hammer«), gadā (»Keule«) spṛiktalā (»Fühldiefläche«?),20 kuddāla (»Spaten«), āsphāṭima (etwa »Anklatsch«),21 udghāṭima (»Emporriß«),22 çataghnī (»Hunderttöterin«),23 triçūla (»Dreizack«) und cakra (Wurfscheibe) sind die beweglichen Kriegsgeräte.

[154] Çakti (Lanze),24 prāsa (Wurfspeer),25 kunta (Holzspeer),26 hātaka,27 bhindipāla (Art Speer),28 çūla (Spieß),29 tomara (Wurfspieß),30 varahākarṇaA1 (»Eberohr«),31 kaṇaya,32 karpaṇa,33 und trāsikā (»Erschreckerin«)34 – das sind die Waffen mit messerartiger Spitze (hulamukha).35

Aus Weinpalmenholz, aus »Bogenrohr« (cāpa oder cāpaveṇu), aus Hartholz und aus Horn gemacht, sind die Bogen und heißen dann (nach der Reihenfolge des Materials) kārmuka, kodaṇḍa, druṇa und dhanus.36

[155] Die Bogenschnüre sind aus mūrvā-Hanf (Sanseviera Roxburghiana), den Fasern des arka (Calotropis gigantea), Hanf, gavedhu (Coix barbata),37 Bambusrindenfasern und Tiersehnen.

Bambus (veṇu), çara (Art Rohr, Saccharum Sara, von dem der gewöhnlichste Name des Pfeiles stammt), çalākā (»Splitter, spitzes Holz«), daṇḍāsana (»Stab-Wurfgeschoß«) und nārāca (ganz aus Eisen wie die Kommentatoren gewöhnlich sagen) – das sind die Pfeile.

Ihre Spitzen sind da zum Durchschneiden, Durchreißen, Durchbohren und aus Eisen, Knochen oder Holz gemacht.

Nisṭṛiṃça (»Erbarmungslos«, nach dem Komm. Schwert mit krummer oder geschwungener Schneide), maṇḍalāgra (»Rundschneide«, also Krummsäbel) und Langschwert38 – das die Schwerter.

Die Schwertgriffe sind gemacht aus dem Horn des Rhinozeros oder dem des Büffels, aus dem Zahn des Elefanten, aus Holz und aus der Wurzel des Bambus.

Beil, Axt, paṭṭiça, Schaufel, Spaten, Säge und kāṇḍacchedana39 sind rasiermesserartige Werkzeuge.

Mit einer Maschine, mit einer Schleuderstange40 und mit der Hand geschleuderte Steine und Mühlsteine sind (ebenfalls) Waffen.

Eisennetz (lohojāla), Eisennetzchen (lohajālikā), Eisenplattenkleid (lohapaṭṭa), Eisenpanzer, (lohakavaca), Fadenharnisch und Gefüge aus Haut, Huf und Horn von Delphinus gangeticus, Rhinozeros, dhenuka (nach Sham. Büffel, nach Gaṇ. Gayal), Elefant und Rind sind Schutzbekleidungen (vārmāṇi), (ebenso) Helm, Halsberge, Küraß (kūrpāsa), Panzerhemd, »Pfeilabwehrer« (vārabāṇa, »geht bis auf die Knöchel«), Panzerweste und Fingerhandschuhe.41

[156] Schilde sind: Korbgeflecht (peṭī) Lederschild, »Elefantenohr (wegen seiner Form)«, tālamūla),42 »Blasebalg« (dhamanikā), »Torflügel« (kavāṭa), kiṭikā (Leichtschild, »Art Schild aus Rohr und Leder«), der »Unwiderstehliche« und der »Wolkenrandige«.43

Kriegszubehör (upakaraṇāni) sind auch: Gerät, das dazu dient, Elefanten, Schlachtwagen und Pferde zu schirren, sowie Sachen, die zu deren Schmuck, und solche, die zur Herrichtung ihrer Ausrüstung für die Schlacht dienen.

(Dazu komen:) Mittel, den Feind durch Gaukeltrug zu täuschen und ihn mit Geheimmitteln zu verderben,44 sowie die Arbeit der Fabriken.

Der Waffenherr (d.h. der Zeughausaufseher) muß auch Kenntnis haben von dem, was gewünscht wird, vom Ausfall der Unternehmungen,45 vom Gebrauch (der Kampfwerkzeuge), von Trug und Stempelwesen,46 sowie von Verlust und Verbrauch der Rohmaterialien.

Fußnoten

1 Vgl. 112, 16 f.; 114, 7, sowie karmaphala »Ergebnis der Arbeit« 115, 17.


2 Svabhūmi der eigene Ort, der für einen günstige Ort, bes. das günstige Gelände im Krieg ist bei Kauṭ. sehr häufig. Siehe z.B. 355, 6; 364, 1 ff.; 367, 3, 11, 19; 388, 15.


3 Parivartayati wird auch vom Untersuchen (»Umwenden«) gebraucht (41, 18), an jener Stelle aber von Kleidern und Schmucksachen. Ob nun sthānaparivartana auch »Untersuchung ihres Aufbewahrungsortes« heißen kann, was hier gut passen würde, weiß ich nicht. Gaṇ. und Jolly haben nach ātapa noch pravāta »Lüftung«.


4 »Hat die Größe eines Karrenrads ... Wirft, wenn umhergewirbelt, Steine nach allen Richtungen«. So Bhaṭṭ., von dem auch die Erklärungen der folgenden Kriegswerkzeuge stammen.


5 Jamadagni ist ein wegen seiner Bogenkunst und Kenntnis aller Waffen bekannter Heiliger der Vorzeit (ṛishi), Vgl. Weib im altind. Epos 265; MBh. III, 114, 45. Es wäre also wohl die von Jamadagni stammende Waffe »eine große Pfeilschleudermaschine, die man an die Öffnungen der oberen Stockwerke stellt.«


6 »Ist ein Turm, der oben auf die Stadtmauer gestellt wird, mit Leder geschützt ist, drei oder vier Stockwerke hat und Standorte für Bogenschützen. Bogenbewehrte Männer stehen dort und schießen Pfeile nach allen Richtungen.« Bhaṭṭ. Nach ihm auch die folgenden Erklärungen.


7 »Ein wagerechter Balken (parigha), draußen vor der Stadmauer, der durch eine mechanische Vorrichtung losgelassen wird und tötet.«


8 »Eine Zusammensetzung aus langen Hölzern, eine Feuermaschine, zu dem Zweck, Türme usw. beim Feinde anzuzünden«.


9 Oder yānika. Vielleicht ist saṃghātī- (bei Gaṇ. und Jolly saṃghāṭi-) yānaka ein Wort, so daß also diese Feuermaschine auf Rädern fortzubewegen wäre.


10 »Eine Wassermaschine, Feuer auszulöschen. Andere aber: eine 50 hasta lange Vorrichtung, die über die Stadtmauer hinausgestreckt ist und, wenn sie mittels einer Maschinerie losgelassen wird, tötet, was in der Nähe ist«.


11 »Zwei Pfosten, halb so groß wie der parjanyaka, einander gegenüberstehend; töten, durch eine mechanische Vorrichtung losgelassen.«


12 »Ein aufrecht stehender Pfosten von der Größe des parjanyaka; tötet, mittels einer Maschine losgelassen, alles was in seiner Nähe ist.« – Der »Halbarm« ist dann nur halb so lang.


13 »Ein aufrecht stehender Pfosten von der Größe des parjanyaka; tötet, mittels einer Maschine losgelassen, alles was in seiner Nähe ist.« – Der »Halbarm« ist dann nur halb so lang.


14 Die Pañcāla waren ein Kriegervolk im nördlichen Indien. Diese Waffe scheint von ihnen gekommen zu sein. Nach Bhaṭṭ. ein mit Spikernägeln besetztes Brett, das draußen vor der Stadtmauer ins Wasser gelegt wird, den Feind aufzuhalten.


15 »Ein großer Pfosten, der mit Keilen befestigt ist. Wird oben auf die Mauer gestellt« (und jedenfalls auf den Feind hinabgestürzt).


16 »Ein großer Sack, der aus genähtem Leder gemacht und innen mit Baumwolle, Wolle usw. angefüllt ist. Dient dazu, die Torbauten (gopura), die Türme, den, ›Götterweg‹ (devapatha) usw. zu decken und von außen kommende Steine abzuwehren«. Andere sagen, er sei aus Rohr gemacht und mit Leder überzogen, habe die Gestalt eines Schweins und sei dazu da, zu verhindern, daß der Feind an der Mauer einen Halt bekomme (oder: die Mauer einnehmen könne).


17 »Ein Spieß aus Khadiraholz.« Dies Holz ist sehr hart.


18 »Eine große Stange mit zwei oder drei Spitzen.«


19 »Eine fächerähnliche Scheibe.« Gaṇ. hat noch drughaṇa »Holzkeule«. Er sagt, der drughaṇa sei hammerförmig.


20 »Eine Stange, die mit Stacheln besetzt ist«.


21 Dasselbe wäre āsphālima. Bhaṭṭ. und Gaṇ. lesen āsphoṭima, Vgl. das im Epos häufige āsphoṭayati aufschlagen, klatschen (z.B. Rām. V, 42, 31 f.; MBh. III, 146, 81, cf 61 f., 63; VII, 180. 4; X, 8, 149, cf. 157; XII, 261, 41) und āsphoṭa in den Wörterbüchern. Nach Bhaṭṭ. ist es eine mit Leder überzogene, mit einer Katapultenstange versehene Maschine, Erde und Steine zu schleudern.


22 C., Bhaṭṭ. und Gaṇ. haben dazu noch utpāṭima. »Utpāṭima ist dazu da, Pfosten und was sonst in die Erde eingegraben ist, herauszureißen, udghāṭima, Türme und Mauern einzureißen.« All diese Wörter auf ima aber sind ihrer Bildung nach passivisch (vgl. z.B. prāvartima 60, 15 f.; 117, 1 ff.). Danach wäre eher an das Abgeschossene selber zu denken, an »das, was man aufschlagen macht«, das »was aufgerissen wird« oder »aufbirst, in Stücke springt«. Wir sind leider auf Bhaṭṭ. angewiesen, obwohl er sicherlich nicht immer zuverlässig ist, ja öfters greifbar Verkehrtes sagt.


23 »Ein mit Keilen beschlagener großer Pfosten, oben auf die Mauer gestellt.« Etwas ähnlich Rāma zu Rām. I, 5, 11: »Eine aus einer Eisenlast gemachte, zur Verteidigung der Stadtmauer dienende, oben auf diese hingestellte Art Waffe«. Befestigt ist sie mit Stricken (Rām. VI, 60, 54). Als auf den Toren postiert und schwer zu handhaben finden wir sie MBh. XII, 69, 45. Geschleudert wird sie z.B. auch Rām. VII, 23, 49; 28, 14 und öfters im MBh. Sogar ein Einzelner schleudert sie da, so daß man mehrere Male an eine einfache Wurfwaffe denkt (z.B. MBh. VI, 113, 39 ff.). Oft hören wir, daß sie sacakrā, cakrayuktā, catuçcakrā und dvicakrā sei, also mit Rädern versehen (z.B. VII, 199, 19; VII, 27, 32; 179, 36 ff.). An der letztgenannten Stelle ist sie dick, mit Eisenplatten beschlagen und zerschmettert vier Pferde auf einmal Einige weitere Stellen aus dem MBh. wären: I, 207, 34; V, 87, 30; VII, 97, 29; 114, 82; VIII, 14, 37; 27, 32; 59, 42; IX, 26, 31. Mir ist aber Hopkins, Ruling Caste nicht zur Hand, wo gewiß noch mehr zu holen wäre, als aus den paar Notizen, über die ich im Augenblick verfüge.A2


24 »Ist ganz aus Metall gemacht, 4 hasta lang, hat eine Spitze gleich dem Blatt des Karavīrabaumes und ist hinten (wo man sie anfaßt), wie eine Kuhzitze.«


25 »Auch diese ganz aus Metall oder auch mit Holz innen drin, 24 aṅgula lang, mit 2 pīṭha (Rücken, Sham. handle) versehen.« Das gäbe nur anderthalb Fuß.


26 Nach einem von Gaṇ. mitgeteilten Çloka sind die besten kunta 7 hasta lang, die mittleren 6, die kleinsten 5. Ein hasta beträgt anderthalb Fuß. Bhaṭṭ. sagt, der kunta sei von Holz.


27 »Mit drei Spitzen, an Länge gleich dem kunta.«


28 »Gleich dem kunta, aber mit breiter Schneide.«


29 »Çūla ist eine Stange ohne festgesetzte Länge mit nur einer Spitze.« Tomara »eine Lanze mit pfeilförmiger Spitze, 4, 41/2 und 5 hasta lang«.


30 »Çūla ist eine Stange ohne festgesetzte Länge mit nur einer Spitze.« Tomara »eine Lanze mit pfeilförmiger Spitze, 4, 41/2 und 5 hasta lang«.


31 »Ist ein prāsa (Wurfspeer) mit eberohrförmiger Spitze.«


32 »Ganz aus Metall gemacht; hat an beiden Enden eine dreieckförmige Schneide und den Griff in der Mitte. Ist 20, 22 und 24 aṅgula lang.«


33 »Dies ist ein mit der Hand geworfener Pfeil, gleich einem tomara.« Ein von Gaṇ. mitgeteilter Çloka sagt, er wiege 7 karsha, 2 pala und 9 karsha, je nach seinen drei Arten. Er erscheint z.B. auch MBh. K VIII, 85, 12.


34 »Von der Größe eines prāsa und ganz aus Metall.«


35 Gaṇ. hat die von Sham. vorgeschlagene Lesart halamukhāni, also »mit pflugscharähnlicher Spitze«. Wir müssen eben im Gedächtnis behalten, daß die urtümliche Pflugschar nur eine Art Spitze ist (der Pflug ist ein »Holz mit eiserner Spitze« [kāshṭham ayomukham] Manu X, 84; MBh. XII. 262, 46).A3


36 Gaṇ. hat denselben Text wie Sham. Wunderlich aber ist da zunächst, daß so eine gewöhnliche Bogenart wie çārṅga nicht erscheint, dagegen aber die allgemeine Bezeichnung dhanus als einzelne Bogenart. Sodann müßte nach dem sonst streng durchgeführten Schema der Gattungsname am Ende kommen. Der ist nun dhanūṃshi. Endlich deutet das lange ā von druṇa auf einen Verlust; denn nur das Neutrum hat die Bedeutung Bogen. Folglich wird zu lesen sein: kārmukakodaṇḍadruṇacārṅgāni dhanūṃshi: »Die Bogen sind gemacht aus Weinpalmenholz ... und heißen dann (nach der Reihenfolge des Materials): kārmuka, kodaṇḍa, druṇa und çārṅga.« Druṇa, von derselben Wurzel wie dāru, heißt also »das Hölzerne«. Dārava aus dāru gemacht, könnte auf Pinus deodara bezogen werden. Doch heißt es gewöhnlich allgemein: »von Holz«. Daß Hartholz dazu verwendet wird, ist selbstverständlich.


37 Hier hat auch Gaṇ. gavedhu. Aber auch an unserer Stelle wird Sida retusa, nicht Coix barbata, gemeint sein.


38 Asiyashṭi »Schwertgerte«, ein gewöhnlicher Ausdruck für Schwertklinge. Bhaṭṭ. sagt, diese Waffe sei breitklingig, dünn und lang.


39 »Stammzerschneider, Stammfäller,« Art große Axt nach dem Komm. Natürlicher schiene mir »Stammzerspalter«, (eiserner) Keil. Vom Beil (paraçu) heißt es bei Bhaṭṭ., es sei ganz aus Metall gefertigt, 24 aṅgula lang und habe ein halbmondförmiges Blatt. Paṭṭiça (oder wie Sham., Jolly und Gaṇ. drucken, pattasa, was nur eine Dialektform sein wird) ist nach Bhaṭṭ. eine Art dreispitziges Beil. Seine andere Erklärung: »Metallstange mit Dreispitz an beiden Enden« ist wenigstens hier ein Unsinn. Das wäre ein sauberes Werkzeug für sterbliche Menschen. Die gleichnamige Waffe wird von Nīl. im MBh. (z.B. I, 19, 14 f.) als eine Art zweischneidiges, scharfes Schwert erklärt. Die drei Spitzen aber erscheinen auch sonst. Hier wäre am ehesten eine Art Karst, hackenartig unten, zinkig oben, zu vermuten, oder vielleicht eine zweischneidige Axt. Allem Anschein nach wurde dies Werkzeug zum Kampf und zur Arbeit gebraucht.


40 Goshpaṇa bedeutet nach Sorabji »Katapult«. Bhaṭṭ. aber sagt: goshpaṇākhyayashṭiviçeshaḥ, und bei der Deutung von āsphoṭa 101, 18 heißt es bei ihm: sagoshpaṇayashṭyupeta. Katapult scheint hier etwas ungeschickt, weil dieser ja eine Art yantra oder Maschine ist, was freilich auch von goshpaṇayashṭi gilt. Eine katapultähnliche Vorrichtung haben wir auf jeden Fall.


41 Wörtlich wohl »Schlangenbäuchlein«. Der Vergleich der menschlichen Finger mit Schlangen ist aus dem Nalalied bekannt. Das »Eisennetz« bedeckt nach Bhaṭṭ. den ganzen Leib mit Einschluß des Kopfes, das »Eisennetzchen« läßt den Kopf frei, beim »Eisenplattenkleid« (oder »Eisenzeugkleid«) sind die Arme (und natürlich auch der Kopf) unbedeckt, während der »Eisenpanzer« Brust und Rücken schützt. Wahrscheinlich aber sollte statt »Eisen« »Metall« (loha unedles Metall) stehen. Es ist mit Gaṇ. zu lesen: lohajālajālikāpaṭṭakavacasūtrakaṃkata-. So allem Anschein nach auch Bhaṭṭ.


42 »Weinpalmenwurzel«? »Cymbelboden«? Bhaṭṭ. sagt: »Ein Schild aus Holz.«


43 Dasselbe wie der »Unwiderstehliche, aber die Ränder von Eisenstreifen umschlungen«. Was aber der Unwiderstehliche selber ist, erklärt auch Gaṇ. nicht näher. Jedenfalls ist es ein Schild aus Holz und besonders stark.


44 Als Beispiele des Gaukeltrugs (aindrajālika) erwähnt Bhaṭṭ.: ein kleines Heer als groß und ein Feuer vorzutäuschen. Genaueres gibt Kām. XVIII, 60–61: »Durch Gaukeltrug zeigen sie dem Feinde: Wolken, Finsternis, Regen, Feuer, Berge und Heere in der Ferne mit ihren Bannern, Verstümmelte, Zerfetzte, Blutüberströmte, um die Feinde in Angst zu setzen.« Im Verlauf des Werkes und besonders im vorletzten oder 14. Buch werden wir eine ganze Blütenlese der Mittel, die auf der Geheimlehre beruhen (aupanishadika), kennen lernen.


45 Also wohl: alle möglichen Unternehmungen, die ausgeführt werden. Oder: wie man Unternommenes zustande bringt? Gaṇ. zieht kārmāntānaṃ ca zum Schlußvers, so daß also in ihm durchweg von Dingen die Rede wäre, die mit den Fabriken zusammenhängen. Das läßt sich nicht halten.


46 Also alles, was auf Siegelung, Stempelung, Marken Bezug hat, hier wohl vor allem die Pässe (mudrā). Ich lese vyājamudriyaṃ oder -mudrikaṃ. Dies könnte auch heißen: »alles dessen, was mit falschen Stempeln und Pässen zusammenhängt«. Daß diese Dinge für einen Mann im Kriegsfach wichtig sind, liegt auf der Hand. Ob aber meine Besserung das Richtige trifft, steht auf einem anderen Blatt. Vyājim wird, abgesehen von der Ungehörigkeit der vyājī an unserer Stelle, dadurch ausgeschlossen, deß Kauṭ. nur die Form vyājī kennt. Uddeyam und unneyam (Bhaṭṭ. und Gaṇ.) = lābham scheint weder sprachlich annehmbar, noch fügt es sich in den Vers. Verswidrig ist auch vyājam ubhayam, wie C. zu verbessern wäre. Möglich schiene vyājamad dvayam (die trugvolle Zweiheit) oder vyājam adbhutam: »Trug und Wunderbares«. Beides entspräche dem aindrajālikam aupanishadikaṃ ca. Vgl. das adbhutotpādāna im 14. Buch (Kap. 2).


A1 Lies varāhakarṇa.


A2 Außer dem Epos, über dessen Waffen man bekanntlich viel bei Hopkins, Ruling Caste findet, bringt auch Agnipur. Kap. CCXLVff. eine reiche Sammlung, ganz zu schweigen von Çukran. IV, 7, 381ff., wo uns sogar Kanonen mit und ohne Granatkugeln vorgefahren werden!


A3 Nach Çukran. IV, 7, 429 ist der kunta 10 hasta lang und hat eine Pflugscharspitze.

Quelle:
Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben. Das Arthaçāstra des Kauṭilya. Leipzig 1926, S. 153-157.
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