2. Vom Nutzen des Widerspruchs

[83] Meister Kung sprach: »Eine gute Arznei schmeckt dem Munde bitter, aber sie ist gut für die Krankheit. Redlicher Rat widerstrebt dem Ohre, aber er kommt dem Handeln zugute. Die Könige Tang und Wu sind durch ›Aber, aber‹ zum Erfolg gelangt, die Tyrannen Gië und Dschou-Sin sind durch ›Ja, ja‹ zugrunde gegangen. Es ist noch nie vorgekommen, daß ein Fürst ohne Diener, die ihm widersprechen, ein Vater ohne Sohn, der widerspricht, ein älterer Bruder ohne jüngeren Bruder, der ihm widerspricht, ein Gebildeter ohne Freund, der widerspricht, frei von Fehlern blieben. Darum heißt es, was der Fürst übersieht, findet der Diener, was der Vater übersieht, findet der Sohn, was der ältere Bruder übersieht, findet der jüngere, was ein Mann übersieht, findet sein Freund heraus. Dann kommt das Reich nicht in Gefahr des Untergangs, das Haus nicht in Gefahr der Verwirrung, zwischen den Angehörigen kommen keine Mißverständnisse auf, und Freundschaften gehen nicht in die Brüche.«

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KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 83.
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