27. Nehmen und geben

[180] Meister Kung ging in das Haus des Freiherrn Gi. Der Amtmann des Freiherrn begrüßte ihn und sprach: »Der Fürst hat einen Boten gesandt, um sich ein Pferd verleihen zu lassen. Soll man es ihm geben

Noch ehe Freiherr Gi geredet hatte, sprach Meister Kung: »Ich habe gehört, wenn der Fürst etwas von seinen Untertanen nimmt, das nennt man annehmen, wenn er seinen Untertanen etwas gibt, das nennt man gewähren. Wenn der Untertan von seinem Fürsten etwas entgegennimmt, das nennt man sich verleihen lassen, wenn er dem Fürsten etwas gibt, das nennt man darbringen.«

Freiherr Gi kam in Verlegenheit, besann sich und sprach: »Ich hatte bisher den Sinn dieser Ausdrucksweise tatsächlich nicht verstanden.« Darauf befahl er seinem Amtmann: »Wenn von heute ab der Fürst wieder etwas annehmen will, so darf es nicht mehr als Verleihung bezeichnet werden.«

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 180.
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