10. Des Meisters Opfer für seine Eltern

[206] Als Meister Kung das Herbstopfer für seine Eltern darbrachte, da trug er die Opferspenden hinein in ungezwungener Haltung; seine Schritte waren rauh und nicht feierlich. Nach dem Opfer fragte Dsï Gung: »Ihr habt vom Opfer gesagt, daß man feierlich und gesammelt sein müsse, Meister. Weshalb wart Ihr bei Eurem eigenen Opfer nicht feierlich und gesammelt?«

Meister Kung sprach: »Feierlich muß man sein, wo es sich um Fernstehendes handelt, gesammelt, um sich auf sich selbst zu besinnen. Wozu sollte ein solches steifes und reserviertes Benehmen dienen, wenn man in lebendiger Beziehung zu den Geistern steht, denen man opfert? Weshalb also sollte man bei einem solchen Opfer für seine lieben Angehörigen strenge Feierlichkeit und steife Sammlung zeigen?

Wenn dagegen bei einem fürstlichen Opfer der Fürst die[206] Speisen dargebracht hat, und die Musik schweigt, wenn man drinnen die Gefäße für das Mahl ordnet, die Sitten und die Musik regelt, die Beamten alle aufstellt: da wird der Edle sich feierlich und gesammelt zeigen.

Ein Wort läßt sich nicht auf alles anwenden. Jedes Ding hat seine besondere Weise.«

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 206-207.
Lizenz: