Wirkung der Bilder auf das Auge

[136] Weiter erkennen wir stets: sobald wir im Dunkel betasten

Eine Figur mit der Hand, so ist sie die nämliche, die wir

Auch bei Tag und bei strahlendem Licht besehen. So muß wohl

Tast- und Gesichtsempfindung auf ähnlichen Gründen beruhen.

Wenn wir nun also bei Nacht mit der Hand abtasten ein Viereck

Und wir als solches es fühlen, was kann denn da anders bei Tage

In viereckiger Form uns erscheinen, es sei denn sein Abbild?

Also man sieht hieraus, daß das Sehen durch Bilder verursacht

Wird und daß nichts auf der Welt ist ohne die Bilder zu sehen.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 136.
Lizenz:
Kategorien: