Bildung des Meeres

[183] Als nun diese Atome der Erde sich hatten entzogen,

Senkte sie plötzlich sich dort, wo jetzt sich die bläuliche Fläche

Weithin dehnt und mit salzigem Gischt die Höhlungen ausfüllt.

Und je stärker von Tag zu Tag des umschließenden Äthers

Glut und die Strahlen der Sonne die Erde noch mehr in die Enge

Rundum drängten mit Übergewalt bis zur äußersten Grenze,

Daß sie noch dichter zusammen zum Mittelpunkt sich zurückzog,

Um so gewaltiger floß der salzige Schweiß, der erquollen

Ihrem Körper, und mehrte das Meer und die schwimmenden Ebnen,

Um so mehr auch entflohen noch viele Atome des Feuers

Und der Luft, die nach außen entwichen und fern von der Erde

Mehr noch halfen verdichten die schimmernden Tempel des Himmels.

Ebenen senkten sich hier, dort stiegen die hohen Gebirge

Steil in die Höhe; die Felsen, sie konnten ja tiefer nicht sacken

Und nicht alles zugleich in dem gleichen Maße sich betten.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 183.
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