4. Verschiedenheit der Leitungsbahnen

[240] Auch noch folgender Punkt bleibt vorher mir zu erörtern,

Eh' ich zum Gegenstand selbst beginne das Wort zu ergreifen.

Da die verschiedenen Dinge mit zahlreichen Poren versehn sind,

Müssen sie auch voneinander verschiedne Beschaffenheit zeigen.

Jedes muß eigene Art und besondere Wege besitzen.

Denn die lebenden Wesen entwickeln verschiedene Sinne,

Deren jeder sein eigenes Reich der Empfindung beansprucht.

Denn wir sehen die Töne zu andrem Organe geleitet

Als den Geschmack der Säfte und als die Gerüche der Küche.

Manches zudem scheint grade durch Steine den Weg sich zu bahnen,

Andres durch Holz, ein drittes durch Gold sich hindurchzubewegen,

Wieder ein andres durch Silber und Glas nach außen zu dringen;

Denn hier strömen die Bilder, auf anderem Wege die Wärme,

Und auf dem nämlichen wird dies rascher als jenes befördert.

Dazu zwingen natürlich die ganz verschiedenen Wege,

Deren Natur, wie wir eben gezeigt, gar mannigfach abweicht,

Wegen der Ungleichheit der Stoffe und ihres Gefüges.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 240.
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