c) Hinrichs Nr. I. Geheimnisvolle Andeutungen über Politik, Sozialismus und Philosophie

[95] »Politisch!« Über das Dasein dieses Wortes in den Vorlesungen des Prof. Hinrichs entsetzt sich die absolute Kritik förmlich.

»Wer der Entwicklung der neueren Zeit gefolgt ist und die Geschichte kennt, wird es auch wissen, daß die politischen Regungen, die in der Gegenwart vorgehen, eine ganz andere (!) Bedeutung haben als eine politische – sie haben im Grunde« (im Grunde! nun die gründliche Weisheit) »eine gesellschaftliche (!), die bekanntlich (!) von der Art (!) ist, daß alle politischen Interessen vor ihr als bedeutungslos (!) erscheinen.«

Wenige Monate vor dem Erscheinen der kritischen »Literatur-Zeitung« erschien bekanntlich (!) die phantastische politische Schrift Herrn Brunos »Staat, Religion und Parthei«![95]

Wenn die politischen Regungen eine gesellschaftliche Bedeutung haben, wie können die politischen Interessen vor ihrer eignen gesellschaftlichen Bedeutung als »bedeutungslos« erscheinen?

»Herr Hinrichs weiß weder bei sich zu Hause noch sonstwo anders in der Welt Bescheid. – Er konnte nirgends zu Hause sein, weil – weil die Kritik, die in den letzten vier Jahren ihr keineswegs ›politisches‹, sondern – gesellschaftliches (!) Werk begonnen und betrieben hat, ihm völlig (!) unbekannt geblieben ist.«

Die Kritik, die nach der Meinung der Masse ein »keineswegs politisches«, sondern »allerwege theologisches« Werk betrieb, begnügt sich selbst jetzt noch, wo sie nicht nur seit vier Jahren, sondern seit ihrer literarischen Geburt zum ersten Male das Wort »gesellschaftlich« ausspricht, mit diesem Worte!

Seitdem die sozialistischen Schriften die Einsicht in Deutschland verbreitet haben, daß alle menschlichen Bestrebungen und Werke, alle ohne Ausnahme, eine gesellschaftliche Bedeutung haben, kann Herr Bruno seine theologischen Werke ebenfalls gesellschaftliche Werke nennen. Aber welch kritisches Verlangen, daß Prof. Hinrichs aus der Kenntnisnahme der Bauerschen Schriften den Sozialismus schöpfen sollte, da alle bis zur Publikation der Hinrichsschen Vorlesungen erschienenen Werke B[runo] Bauers, wo sie praktische Konsequenzen ziehen, politische Konsequenzen ziehen! Prof. Hinrichs konnte, unkritisch zu sprechen, die erschienenen Werke des Herrn Bruno durch seine noch nicht erschienenen Werke unmöglich ergänzen. Kritisch betrachtet. Ist die Masse allerdings verpflichtet, wie »die politischen«, so alle massenhaften »Regungen« der absoluten Kritik im Sinne der Zukunft und des absoluten Fortschritts zu deuten! Damit Herr Hinrichs aber nach seiner Kenntnisnahme von der »Literatur-Zeitung« nie mehr das Wort »gesellschaftlich« vergesse und nie mehr den »gesellschaftlichen« Charakter der Kritik verkenne, verpönt sie angesichts der Welt das Wort »politisch« zum drittenmal und wiederholt feierlich zum drittenmal das Wort »gesellschaftlich.«

»Von politischer Bedeutung ist keine Rede mehr, wenn auf die wahre Tendenz der neueren Geschichte gesehen wird: aber – aber gesellschaftliche Bedeutung« etc.

Wie der Prof. Hinrichs das Sühnopfer für die früheren »politischen« Regungen, so ist er das Sühnopfer für die bis zur Erscheinung der »Literatur-Zeitung« absichtlich und in derselben unabsichtlich fortlaufenden »Hegelschen« Regungen und Redensarten der absoluten Kritik.

Einmal wird »echter Hegelianer« und zweimal wird der »Hegelsche Philosoph« als Stichwort gegen Hinrichs geschleudert. Ja Herr Bruno »hofft«, daß[96] die »banalen Redensarten, die nun einen so ermüdenden Kreislauf durch alle Bücher der Hegelschen Schule« (namentlich durch seine eignen Bücher) »gemacht haben«, bei der großen »Ermattung«, in der wir sie in den Vorlesungen des Prof. Hinrichs antreffen, auf ihrer weitem Reise bald ein Ziel finden werden. Herr Bruno hofft von der Ermattung des Prof. Hinrichs die Auflösung der Hegelschen Philosophie und seine eigene Erlösung von ihr.

In ihrem ersten Feldzug stürzt also die absolute Kritik die eigenen lang angebeteten Götter »Politik« und »Philosophie«, indem sie dieselben für Götzen des Prof. Hinrichs erklärt.

Glorreicher erster Feldzug!

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1957, Band 2, S. 95-97.
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