III

[233] 1. Welcher Art ist das Arbeitsverhältnis mit Ihrem Lohnherrn? Sind Sie für den Tag, für die Woche oder für den Monat etc. eingestellt?

2. Welche Fristen sind für die Kündigung seitens des Unternehmers oder Ihrerseits festgesetzt?

3. Welche Strafen sieht Kontraktbruch vor, wenn der Lohnherr der schuldige Teil ist?

4. Welche Strafen erwarten den Arbeiter, wenn er der schuldige Teil ist?

5. Falls Lehrlinge beschäftigt sind, nennen Sie ihre Vertragsbedingungen.

6. Stehen Sie dauernd in Arbeit oder mit Unterbrechungen?

7. Wird in Ihrem Gewerbe hauptsächlich während einer bestimmten Saison gearbeitet, oder ist die Arbeit mehr oder weniger gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt? Falls Ihre Arbeit an eine bestimmte Saison gebunden ist, wie leben Sie dann in der Zwischenzeit?

8. Erhalten Sie Zeit- oder Stücklohn?

9. Wenn Zeitlohn, wird er nach der Stunde oder nach dem ganzen Arbeitstag berechnet?

10. Erfolgt eine besondere Entlohnung – und welche – im Falle von Überstunden?

11. Wenn Sie Lohn nach der Stückzahl erhalten, berichten Sie, wie dieser festgesetzt wird. Falls Sie in Industriezweigen beschäftigt sind, wo die geleistete Arbeit nach Quantität oder Gewicht berechnet wird (wie z.B. in Kohlengruben), so berichten Sie, ob der Lohnherr und seine Kreaturen zu Prellereien greifen, um Sie um einen Teil des Verdienstes zu betrügen.

12. Falls Sie im Stücklohn bezahlt werden: wird die Qualität des Produkts zum Vorwand genommen, um Ihren Lohn auf betrügerische Weise zu kürzen?

13. Ob Sie nun im Zeit- oder im Stücklohn beschäftigt sind, nach welcher Frist erhalten Sie Ihren Lohn? Mit anderen Worten, wie lange müssen Sie warten, bis Ihr Lohnherr Ihnen den Lohn für bereits ausgeführte Arbeit auszahlt? Wird Ihr Lohn nach einer Woche, einem Monat etc. bezahlt?

14. Werden Sie durch solche Verzögerungen bei der Lohnzahlung gezwungen, häufig das Pfandhaus in Anspruch zu nehmen, dort hohe Zinsen[233] zu zahlen und obendrein Gegenstände zu entbehren, die sie nötig gebrauchen, oder müssen Sie bei den Kaufleuten Schulden machen und werden dadurch als Schuldner deren Opfer?

15. Werden die Löhne direkt vom »patron« oder durch eine Zwischenperson, einen »marchandeur« etc. bezahlt?

16. Wie sind die Bedingungen Ihres Kontrakts, falls die Löhne durch »marchandeurs« oder andere Zwischenpersonen ausgezahlt werden?

17. Wie hoch ist Ihr Geldlohn pro Tag oder pro Woche?

18. Wie hoch sind die entsprechenden Löhne der Frauen und Kinder, die mit Ihnen in der gleichen Werkstatt arbeiten?

19. Nennen Sie den höchsten und den niedrigsten Tagelohn im vergangenen Monat.

20. Nennen Sie den höchsten und den niedrigsten Stücklohn im vergangenen Monat.

21. Nennen Sie Ihr tatsächliches Einkommen während dieser Zeit, und, falls Sie Familie haben, auch das Ihrer Frau und der Kinder.

22. Werden die Löhne in Geld oder zum Teil auf andere Weise gezahlt?

23. Falls der Unternehmer Ihnen die Wohnung vermietet, unter welchen Bedingungen geschieht das? Zieht er die Miete von Ihrem Lohn ab?

24. Nennen Sie die Preise der notwendigen Dinge, wie zum Beispiel:

a) Ihre Wohnungsmiete und dazu die Mietbedingungen; Zahl der Zimmer und der Personen, die darin wohnen; Reparaturen und Versicherung; Kauf und Unterhalt des Mobiliars; Schlafstelle; Feuerung; Beleuchtung; Wasser etc.

b) Nahrung: Brot, Fleisch, Gemüse (Kartoffeln etc.), Milchprodukte, Eier, Fisch; Butter, öl, Fett; Zucker, Salz, Gewürze; Kaffee, Tee, Zichorie; Bier, Apfelwein, Wein etc., Tabak.

c) Kleidung (für Eltern und Kinder); Wäsche; Körperpflege, Bäder, Seife etc.

d) verschiedene Ausgaben, wie Briefporto, Darlehen, Aufbewahrungskosten in den Pfandhäusern, Schulgeld für die Kinder, Lehrgeld, Erwerb von Zeitungen, Büchern etc.; Mitgliedsbeiträge, Beiträge für Gesellschaften zur gegenseitigen Hilfe, für Streikkassen, für verschiedene Vereinigungen, Gewerkschaften etc.

e) Kosten, sofern es solche gibt, die durch die Ausübung Ihres Berufs entstehen.

f) Steuern.[234]

25. Versuchen Sie, Ihre wöchentlichen und jährlichen Einnahmen (und die Ihrer Familie, falls Sie eine haben) und die wöchentlichen und jährlichen Ausgaben in Form eines Budgets aufzuschreiben.

26. Haben Sie aus eigener Erfahrung ein stärkeres Ansteigen der Preise für die lebensnotwendigen Dinge (wie Wohnungsmiete, Nahrung etc.) als das der Löhne festgestellt?

27. Berichten Sie über die Lohnschwankungen, so weit Sie sich zurückerinnern können.

28. Berichten Sie über das Absinken der Löhne in Zeiten der Stagnation oder Krise.

29. Berichten Sie über das Steigen der Löhne in sogenannten Zeiten der Prosperität.

30. Berichten Sie über Arbeitsunterbrechungen infolge Veränderungen in der Mode und infolge von Teil- oder allumfassenden Krisen.

31. Berichten Sie über Veränderungen im Preis der Waren, die Sie produzieren, bzw. der Dienste, die Sie leisten, und berichten Sie zum Vergleich, ob Ihr Lohn sich gleichzeitig verändert hat oder ob er der alte geblieben ist.

32. Kennen Sie Fälle, daß Arbeiter infolge Einführung von Maschinen oder anderen Vervollkommnungen ihren Arbeitsplatz verloren haben?

33. Haben mit der Entwicklung der Maschinen und der Erhöhung der Arbeitsproduktivität die Intensität und die Dauer der Arbeit zu- oder abgenommen?

34. Sind Ihnen Lohnerhöhungen als Folge von erhöhter Produktion bekannt?

35. Sind Ihnen jemals Fälle bekannt geworden, daß ein einfacher Arbeiter mit dem Geld, das er als Lohnarbeiter verdient hatte, sich im Alter von 50 Jahren zur Ruhe setzen konnte?

36. Wieviel Jahre kann in Ihrem Gewerbe ein Arbeiter von durchschnittlicher Gesundheit seine Arbeit ausführen?

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1962, Band 19, S. 233-235.
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