Vorwort.

Die vorliegende Übersetzung des Cuṅ-lun, der von Kumārajīva herrührenden chinesischen Version des Mādhyamika-śāstra (Nanjio, Cat. No. 1179; TE. XIX, 1, 22b–57b), beruht auf der Kioto-Ausgabe des chinesischen Tripiṭaka von 1681 n. Chr., unter Berücksichtigung der Varianten der Tokio-Ausgabe von 1881. Außerdem konnte ich die auf Anordnung des dritten Kaisers der Miṅ-Dynastie, Thai-tsuṅ, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellte Peking-Ausgabe nach dem in der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindlichen Nachdruck benutzen, der indessen, abgesehen von einigen belanglosen graphischen Varianten, nur an einer Stelle – im Kommentar zu Kār. VII, 6 – von der alten Kioto-Ausgabe abweicht. Die neue Kioto-Ausgabe von 1905 durfte außer Betracht bleiben, indem sie abgesehen von Änderungen der Interpunktion kaum eine selbständige Lesart gegenüber der um zwanzig Jahre älteren Tokio-Ausgabe bietet.

Die Unzulänglichkeit der lexikalischen Hilfsmittel für das Studium des Chinesischen, die sich ganz besonders auf dem Gebiete der buddhistischen Literatur fühlbar macht, veranlagte mich, zunächst einen Index der in dem Texte enthaltenen Ideogramme auszuarbeiten. Ich hoffe, diesen Index, der eine erwünschte Er gänzung zu der Übersetzung bilden dürfte, zu veröffentlichen.

Der Text setzt eine gewisse Vertrautheit mit der buddhistischen Systematik und Terminologie voraus. Die in dieser Hinsicht nötigen Erläuterungen der Übersetzung selbst beizugeben, verbot sich durch den erheblichen Umfang, den sie hätten einnehmen müssen. Ich beabsichtige indessen, die zum Verständnis des Textes erforderlichen sachlichen Erklärungen in einer umfassenderen Darstellung der »Mittleren Lehre« nachzuholen, sobald die (übrigens schon in Vorbereitung befindlichen) Ausgaben der tibetischen Übersetzungen der Kommentare des Buddhapālita und Bhavaviveka veröffentlicht sind.[5]

Für ebenso selbstlose wie wertvolle Unterstützung bin ich meinem Freunde Professor K. Watanabe zu tiefstem Danke verpflichtet, Leider konnte ein beträchtlicher Teil der Übersetzung infolge der vor längerer Zeit erfolgten Rückkehr des genannten Gelehrten nach Japan dieser Mitwirkung nicht mehr in dem Maße teilhaftig werden, daß ich es hätte wagen dürfen, sie auch auf dem Titelblatt zum Ausdruck zu bringen.

Die Drucklegung der Arbeit erfolgte mit Unterstützung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, wofür ich mich beehre meinen ergebensten Dank auszusprechen.


Mannheim, Februar 1912.

Prof. Dr. M. Walleser.

Quelle:
Die mittlere Lehre des Nāgārjuna. Heidelberg 1912, S. V5-VI6.
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