Einleitung.

[11] Tschu-tsï sagt: Aus dem Ho kam eine Tafel hervor: da wurden die acht Kua gezeichnet; im Lŏ zeigte sich eine Schrift: da wurden die neun Abtheilungen geordnet.

Und Khung-tsï, anlangend das Erstehen und Vergehen dieser Lehre: Alles schreibt auch er dem Himmel zu.

[13] Seit die Tscheu (-Dynastie) untergegangen und Meng-kho gestorben war, wurde die Ueberlieferung dieser Lehre nicht fortgesetzt.

Als man weiter von Thsin bis Han gelangt, die Tsin, Sui und Thang vorübergehen gelassen, so dass man zu unsrer (Dynastie) Sung gelangt war, und die fünf Planeten, im (Sternbilde) Khuei [14] zusammengetreten, in Wahrheit ein Zeitalter der Wissenschaft und Aufklärung eröffnet hatten: da erstand der Weise.

Nicht mit Hülfe der Ueberlieferung eines Lehrers erfasste [15] er innerlich das Wesen der Lehre, stellte er die Tafel her, knüpfte er daran Schriften, machte (in diesen) das Prinzip zum Ausgangspunkte und nahm das Wichtigste auf. Der ihn damals gesehen und kennen gelernt hat, war Tschheng-tsï.

[16] Darauf verbreitete man sie sehr und erklärte sie einzeln. So wurden die Tiefen der himmlischen Vernunft, das Offenbare der menschlichen Pflichtverhältnisse, die Masse der Dinge und Wesen, die Geheimnisse der Dämonen und Geister ausnahmslos klärlich ganz von Einheit durchdrungen und des Tscheu-kung, des Khung-tsï und des Meng-tsï Ueberlieferungen kamen glänzend wieder an's Licht zu jener Zeit.

[17] Ausdauernden Gelehrten gelang es sie zu ergründen, ihnen nachzugehen ohne das Richtige zu verfehlen, ähnlich denen, die vor den drei Dynastien geboren waren. O, wie erhaben!

[18] Wem es der Himmel nicht beschieden: wer könnte dessen theilhaftig werden?

Auch sagt man: des Weisen Doctrin, – ihr Geheimniss ist erschöpft durch die eine Tafel des Urprinzipes; des Thungschu Worte sind gleichfalls sämmtlich Tiefen jener Tafel.

[19] Und wenn die weisen Brüder Tschheng auf Natur und Schicksal zu reden kamen, so geschah dies nie anders als dessen Aussprüchen gemäss.

[20] Wenn man das Thung-schu Capitel ›Wahrheit, Bewegung, Ruhe, Vernunft, Natur, Schicksal‹ u.s.w., dann das von Tschheng-tsï geschriebene Li-tschung-thung-ming, des Tschheng-schao-kung Erzählungen, des Yan-tsï Abhandlung von der Liebe zum Studium u.s.w. betrachtet, so kann man (das) erkennen.

[21] Indem Phan-thsing-i (?), von den Gräbern der Weisen erzählend, die (von ihnen) verfassten Bücher aufführt, macht er geflissentlich die Abfassung der Tafel des Urprinzipes zum ersten Gegenstande seines Lobes.

Sonach muss man diese Tafel für die erste unter den Schriften des Weisen halten, – das steht ausser Zweifel.

[22] Nun aber hat sie der Weise den beiden Tschheng mit der Hand übergeben, und weil (diese) sie hinten an das Buch anfügten, haben die Ueberlieferer, sehend dass dem so war, darauf hin irrigerweise die Tafel für das Schlusscapitel des Buches gehalten, und nicht das Richtige wieder hergestellt.

[23] Dies bewirkte, dass die tiefsinnigen Andeutungen, in welchen der Weise das Bild vorgezeichnet (?) und den Gedanken erschöpft hatte, verdunkelt statt beleuchtet wurden. Und die, welche unbedacht das Thung-schu lasen, wussten ihrerseits nicht, dass es einen Gesammtinbegriff gebe. Daher der Irrthum in den Büchern.

[24] Auch wenn man des inneren Han-lin Tschu (Buch) Tschen – tsin – i – schueh – piao liest, (so findet man) dass er angiebt, diese Tafel sei von Tschhen – thuan, Tschhung-fang und Mu-siu auf uns überliefert.

[25] Aber U-fung und Hu, indem sie die Vorrede schrieben, sagen gleichfalls, der Weise habe nicht nur des Tschhung (-fang) und des Mu (-siu) Lehre getrieben; – dies allein wäre blos ein Nachahmen ihrer Lehre, nicht deren Höhepunkt gewesen.

Das Geheimniss der Lehre des Weisen geht nicht über diese Tafel hinaus.

[26] Sagt man, er habe sie von Anderen empfangen, so würde er gewiss noch nicht an Tschhung und Mu heranreichen; sagt man, sie wäre nicht deren Höhepunkt, wie könnte dann des Weisen Lehre diese Tafel übertreffen?

[27] Daher habe ich früher (zwar) darüber Zweifel gehegt, dann aber die historischen Nachrichten erhalten und sie geprüft und darnach erkannt, dass sie wirklich des Weisen eigenes Werk ist und er sie nicht von Anderen empfangen hat.

Die beiden Kung, weil sie diese Nachrichten nicht gesehen hatten, haben nur so hin gesprochen.

Quelle:
Thai-kih-thu, des Tscheu-Tsi Tafel des Urprinzipes. Dresden 1876, S. 11-29.
Lizenz: