1. Wirksamkeit der Ideale

Trotz der Größe der sichtbaren und unsichtbaren Welt vollziehen sich ihre Wandlungen doch im Gleichgewicht; trotz der Vielheit der Einzeldinge unterstehen sie doch Einer durchgehenden Ordnung; trotz der Menge der Einzelmenschen[128] unterstehen sie doch Einem Herrn. Das Herrsein hat seinen Ursprung im LEBEN und vollendet sich durch den Himmel; darum ist es ein Mysterium. Die Alten waren Herren der Welt, indem sie nicht handelten und einfach dem LEBEN des Himmels seinen Lauf ließen. Wenn man die Begriffe im Lichte des SINNS betrachtet, so bekommt der Herrscher der Welt seine rechte Stellung. Wenn man die Rangunterschiede im Lichte des SINNS betrachtet, so werden die Pflichten von Herren und Knechten klar. Wenn man die Fähigkeiten im Lichte des SINNS betrachtet, so findet jeder auf der Welt die ihm entsprechende Stellung. Wenn man das All im Lichte des SINNS betrachtet, so werden die Beziehungen der Einzelwesen zueinander vollkommen. Denn, was Himmel und Erde durchdringt, ist das LEBEN; was in allen Einzelwesen wirksam ist, ist der SINN. Was die Menschen in Ordnung bringt, sind die Einrichtungen. Fähigkeit, die auf ihrem Gebiet etwas leistet, ist Kunst. Kunst muß in Übereinstimmung sein mit den Einrichtungen. Die Einrichtungen müssen in Übereinstimmung sein mit dem Recht. Das Recht muß in Übereinstimmung sein mit dem LEBEN. Das LEBEN muß in Übereinstimmung sein mit dem SINN. Der SINN muß in Übereinstimmung sein mit dem Himmel. So heißt es: Die Alten sorgten für die Welt, indem sie wunschlos waren, und die Welt hatte Genüge. Sie handelten nicht, und alle Wesen waren ihrem Einfluß zugänglich. Sie verharrten in abgrundtiefer Stille, und die Untertanen kamen in feste Geleise. Im Merkbuch heißt es: »Dringe durch zum Einen, und alle Einrichtungen werden vollendet; begehre nicht Besitz, und Geister und Götter fügen sich.«

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Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 126-129.
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