3. Sammlung von Wegegeldern

[211] Schê von Nordhausen sammelte für den Herzog Ling von We Wegegelder ein, um Glocken zu machen für den Altar vor dem Tor der Vorstadt. Nach drei Monaten war das Werk vollendet, und die Glocken hingen reihenweise an ihrem Platz.

Da ging der Prinz King Gi hin, um es zu besehen, und fragte: »Welche Mittel habt Ihr denn angewandt?«

Schê sprach: »Da es sich nur um Eine Sache handelte, wagte ich nicht, äußere Mittel zwischenein zu schieben. Ich habe gehört:


Nach all dem Schnitzen und all dem Gestalten

Muß man sich wieder zur Einfachheit halten.


Ich fragte nichts nach der Unwissenheit der Leute und ließ sie gewähren, wenn sie zögerten. Sie wimmelten durcheinander, gaben den Scheidenden das Geleite und begrüßten die Kommenden. Die Kommenden hinderte ich nicht, die Scheidenden hielt ich nicht auf. Ich ließ sie machen, wenn sie eigenmächtig waren, gab ihnen nach, wenn sie Ausflüchte gebrauchten, und verließ mich darauf, daß sie von selbst zu Ende kämen. Und so war im Handumdrehen das Geld bei einander, ohne daß ich die mindeste Unannehmlichkeit erfahren hätte. Wieviel mehr erst kann der zusammenbringen, der an der großen Straße sitzt!«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 211.
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