6. Am Grab des Rivalen

[256] Dschuang Dsï war einst bei einer Beerdigung.

Als er am Grab des Hui Dsï vorüberkam, da wandte er sich an seine Schüler und sprach: »In Ying war ein Mann, der hatte auf seiner Nase einen Schmutzfleck so dünn wie der Flügel einer Fliege. Er rief den Meister Stein, um ihn zu entfernen. Der Meister Stein war damit einverstanden. Sausend schwang er seine Axt. Der Schmutzfleck war vollkommen verschwunden, und die Nase war unverletzt. Der Mann von Ying hatte dagestanden, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Fürst Yüan von Sung hörte von der Sache, berief den Meister Stein und sprach: ›Versucht es einmal bei mir!‹ Der Meister Stein sprach: ›Früher habe ich das wohl gekonnt, aber der Mann, an dem ich mich üben konnte, ist lange tot.‹

(So geht es nun mir.) Seit Hui Dsï tot ist, habe ich niemand mehr, mich zu üben, niemand mehr, mit dem ich reden könnte.«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 256.
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