Siebenzehente Fabel. Ein Fuchs ziehet sich durch listige Entschuldigung aus der Gefahr von dem Löwen zerrissen zu werden. Der Löw lage einstens in seiner Höle schwerlich kranck; und weilen solche an einem unsauberen und finsteren Ort gelegen, ware sie mit unleidentlichen Gestanck angefüllt. Nun ...
Zwölfte Fabel. Von einem Vatter und Sohn, die mit ihrem Esel über Land gereiset, und niemand haben recht thun können. Ein alter Vatter und junger Sohn reyseten miteinander über Land, und hatten bey sich einen Esel. Unter Weegs kamen sie zu einer Stadt, ...
Fünfzehende Fabel. Die Ambsel hatte gar wohl gethan, daß sie es nicht mit denen ... ... verfluchen. Jordanus Capuc. Domin. quinquagesimæ. Liebe Jugend! lasse dir diese Fabel zu einer Warnung dienen. Wann dich andere zu gefährlicher Zusammenkunft einladen, und dich ...
Neunzehende Fabel. Der Fuchs kommt ums Leben, dieweilen er dem treuen Rath des Hahnens nicht hat folgen wollen. Der Fuchs hatte einstens grossen Appetit, sich mit Hüner-Fleisch anzuschoppen. Kommt demnach für einen Hüner-Stall, und verlangt von dem Hahnen, so die Wacht ...
Sieben und zwantzigste Fabel. Der Wolf verspricht kein Thier mehr aufzufressen; haltet aber sein Versprechen keinesweegs. Ein Hirt hatte einstens im Schaaf-Stall einen Wolf erwischt, den er jetzt gleich todt schlagen wolte. In dieser Gefahr bathe der Wolf um Verzeihung, und sprach: ...
Achtzehente Fabel. Ein Wolf gräbt ihm selbst durch übles Nachreden eine Grub. Gedachter Löw lage auf ein andere Zeit in seiner Höle abermahl kranck. Nun kamen zu ihm allerhand Thier, zu bezeugen gegen ihrem König ihr hertzliches Mitleiden; ausser dem Fuchs, welcher, weiß ...
Dreyzehende Fabel. Der arme Esel muß ein schlechtes Verbrechen mit der Haut bezahlen. Ein arbeitsamer Esel wurde bey einem Fluß auf die Weyd getrieben zur Zeit, als sich bey solchem ein Wolf und Löw eingefunden. Ungefehr machten sie miteinander einen Ueberschlag über ihr gantzes ...
Fünf und zwantzigste Fabel. Das Pferdt sucht Rach wider seine Feind, und wird darüber zum Sclaven. Dieses genosse seiner Freyheit, und waltzte sich nach Belieben auf einer grünen Wisen. Weilen es aber gähling (weiß nicht, was Ursachen) einen starcken Zorn auf etliche ...
Acht und zwantzigste Fabel. Zwey Mäuse suchen einander heim. Es truge sich auf eine Zeit zu, daß ein Stadt-Maus ins Feld hinaus spatzierte, und ein andere Maus, die sich auf einem Bauren-Hof aufhielte, heimsuchte. Von dieser ward jene zwar freundlich bewillkommet ...
Sechzehende Fabel. Ein Hahn bezahlt des Fuchsen List mit gleicher Müntz. Es hatte sich auf eine Zeit zugetragen, daß die Hennen unter Anführung ihres Hahnen einen hohen Baum bestiegen. Da kame hervor geloffen ein hungeriger Fuchs; dieser grüßte den Hahnen gar freundlich, ...
Vier und zwantzigste Fabel. Disput zwischen einem Alten und dem Tod. Dieser Alte solte mit dem Tod einen Pact gemacht haben, daß er ihn nicht hole, er habe ihm den zuvor 2. oder 3. Bothen geschickt, und zum Sterben lassen anmahnen. Als ...
Neun und zwantzigste Fabel. Der Pfau macht sich durch böses Exempel verächtlich bey dem Feder-Volck. Als dieses das erstemahl seiner ansichtig worden, hat es Ihne für seine Obrigkeit gebührend respectirt und geehrt. Dann warum sollte man nicht ehren einen so schönen Vogel, von ...
Drey und zwantzigste Fabel. Die Tags-Zeit wird sinnreich vorgestellet. Mercurius, wie ein vornehmer Comödiant sinnreich gedichtet, solle einstens die Sonne gesehen haben daher fahrend auf einem vergoldeten Heer-Wagen, in einem königlichen Thron sitzend. Es wurde aber der Wagen gezogen von den ...
Ein und dreyßigste Fabel. Der Esel wolte gern ein Roß seyn. Diesen stache einsmahls der Neyd; dann als er seinen armseeligen Stand zu Gemüth führte, wie er täglich mit schwehrer Burde beladen wurde, nicht halb genug zu essen hätte; und noch darzu viel ...
Zwey und zwantzigste Fabel. Ein Hafen meydet die Gesellschaft des Dreyfußes. Auf eine Zeit seynd miteinander einen Fluß hinunter geschwummen ein gantz neuer irdener Hafen, und ein aus Ertz gleichfalls frisch-gegossener Dreyfuß. Da wiche nun der Hafen, so gut er konte, dem ...
Drey und dreyßigste Fabel. Die Mäuß halten wider die Katz einen Rathschlag. Man sagt, daß sich die Mäuß auf eine Zeit versammlet haben, um zu rathschlagen, wie sie denen Nachstellungen der Katz im Haus entgehen möchten. Dann (sagten sie) wir schlupfen vielmahl ...
Dreyßigste Fabel. Der Fuchs getraut sich nicht den krancken Löwen heimzusuchen, durch dieses Mißtrauen aber erhaltet er sich beym Leben. Der Löw stellte sich auf eine Zeit kranck, welches, als es die andere Thier vernommen, glaubende, daß es kein verstellte Kranckheit wäre; ...
Sechs und zwantzigste Fabel. Zwischen dem Moß-Rohr, und Eich-Baum erhebte sich ein Streitt, wer stärcker aus ihnen seye. Dem Eichbaum roche solche Vermessenheit gewaltig in die Nasen, daß ein schwaches Rohr sich unterstehen durfte, mit ihme der Stärcke halber einen Zanck ...
Zwantzigste Fabel. Eine arme Mauß wird von dem Frosch betrogen. Dieser machte der Mauß, da sie sich am Gestatt eines Flusses befande, und gern gesehen hätte, wann sie hinüber gesetzt wäre, ein langes Geschwätz von dem Pracht, Reichthumen und herrlichen Pallast, den ...
Künstler: Serow, Walentin Alexandrowitsch Entstehungsjahr: 19./20.Jh. Maße: 26 × 42,4 cm Technik: Bleistift Aufbewahrungsort: St. Petersburg Sammlung: Russisches Museum Epoche: Realismus Land ...
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