Fabel Da stand der Hund vor der Hundehütte, sein Fell war gesträubt wie die Borsten einer Bürste, er lauschte in die weite Nacht. Aus der Nacht ertönte ein Geheul. Es begann hinter dem Wald, und es pflanzte sich zur Schlucht hinüber fort, sacht ...
Adelbert von Chamisso Adelberts Fabel Adelbert merkte, als er erwachte, er müsse lange geschlafen haben; er rieb sich die Augen, die sich nicht recht dem Lichte öffnen wollten, und den Kopf, der ihm ganz wüste war; er besann sich endlich doch der Absicht, die ...
Fabel Mit stolz erhabner Stirn', und nicht durch Last gedrückt, Sprach einst ein leerer Halm zu einer vollen Ähre: »Wie kommt es, daß dein Haupt so nach dem Boden nickt?« Sogleich versetzte die dem Brüdergen zur Lehre: »Ich stünde freylich nicht ...
Fabel Ich stocherte mit meinem Spazierstock in einem Ameisenhaufen herum. Wild und geängstigt liefen die Tiere durcheinander. Plötzlich hob ich ihn heraus und ging davon. Die Ameisen, die den Stock in den Lüften verschwinden sahen, schrien: »Welch ein seltsamer Vogel!« – Eine besonders ...
Eine Fabel Frühling war's im Land geworden Und der Winter ward vertagt. Ohne daß den Herrenorden Gott noch lange drum befragt. Jenen packt des Zorn und Trauer, Und er ruft: »Der Lenz gilt nicht! ...
Fabel Es ist Euphrast, der stets gefiel In allem, was wir von ihm lesen, Bescheiden-sinnreich, wie Virgil, Erfindsam, wie Homer gewesen. Er schrieb nicht bis ins Stufenjahr, Nicht viel, nichts auf Befehl, nichts eilig. ...
Fabel der zweier meus Ein hausmaus die gieng über felt, het ... ... der geferlichkeit wider naus in ir sicherheit. Der beschluß Dise erzelte fabel such Esopi in dem ersten buch! aus der ist klar zu ...
Fabel Die Erde sahe jüngst der Lüfte schönes Blau, Mit einem kleinen Neid, halb eifersüchtig an, Und sprach: stoltzire nur, mit deinem blauen Licht, So übermüthig nicht, Weil ich so wohl, als du, dergleichen zeigen kann. Schau mein ...
Fabel und Historie Sucht nach der Wahrheit in Gedichten, Und nach den Lügen in Geschichten, Daß die Gedicht' euch nützlich sein Und die Geschicht' euch nicht betrüge; Denn jene zeigen uns die Wahrheit unter'm Schein ...
Siebente Fabel. Ein Esel muß seine Ehrsucht mit der Haut bezahlen. Der vierfüßigen Thieren-König, der Löw, lage in seiner schattenreichen grünen Residentz, nemlich in einem dicken Wald sehr kranck an der Gelbsucht, und wollte ihm kein eintzige angewendte Artzney weder von Kälbernem, ...
Dritte Fabel. Ein Fuchs wird von einem Bauren, den er aus Lebens-Gefahr errettet, übel belohnt. Zur Zeit (auf welche man aber mit Zuruckrechnen nicht kommen wird) da nemlich die unvernünftige Thier noch ihre Sprach redeten, war ein Baur: der wolte einstens ...
Neunte Fabel. Eine Jungfrau erhaltet wider die Nachstellungen ihrer Brüderen den Sieg. Es war ein junger Printz, welcher, nachdem er etliche Feld-Züge wider seine Feind gethan, und nach erlangtem Sieg mit guter Beut, in Begleitung seiner Ritterschaft wiederum auf der Ruckreis nach ...
Sechste Fabel. In einem schönen herrlichen Gebäu stritten einstens alle Theil des Haus um den Vorzug. Es war ein schönes herrliches Gebäu, in welchem alle Theil des Haus lange Zeit friedlich beysamen gewohnt, bis sie sich (weiß nicht durch wessen Anstiftung) von einer ...
Achte Fabel. Drey ertzfaule Steig-Bettler bekommen ihren verdienten Lohn. In einer gewissen Stadt hielte man einen Jahr-Marckt: Worauf von allen Orten und Enden (wie es zu geschehen pflegt) unterschiedliche Kaufleut und Fremdling zogen. Neben anderen hatten auch ihr Absicht dahin drey ...
Erste Fabel. Ein zartes irdenes Schälelein tantzt mit einem tolpeten eisenen Dreyfuß, und wird von ihm unter dem Tantzen zerbrochen. In Abwesenheit einer gewissen Herrschaft, in einem vornehmen Haus kamen an einem Feyrtag die rußige Häfen, schmutzige Kessel, schwartze Pfannen und rostige Dreyfüß an ...
Vierte Fabel. Eine glückliche Haushaltung wird durch Uneinigkeit zerstöhrt. Es war ein Specht, ein Maus, und eine Bratwurst; diese geriethen einstens in eine Gesellschaft zusammen, mietheten auch nach gemachter guter Bekanntschaft ein Haus, in welchem sie beysammen wohneten, und lange Zeit nicht ...
Andere Fabel. Ein arge Katz stiftet mit ihrem Ohrenblasen Mißtrauen zwischen einem Adler, und wilden Schwein, wordurch sie beyde ins Verderben gebracht hat. Es wohnten beysammen in einem hohlen Eich-Baum drey unterschiedliche Thier: ein Adler, ein Katz, und ein Wildschwein. Der ...
Fünfte Fabel. Eine Lerch kundschaftet alles wohl aus, damit ihre Junge wohl versorgt seyen. Die Lerch hatte ihr Nestlein in einem Acker, wo das Korn etwas frühers zeitig wurde. Die Junge waren noch übel gefiedert; und doch die Zeit der Ernde allbereit vorhanden. ...
Vier und dreyßigste Fabel. Wunderlicher Gerichts-Handel. Der sich zwischen etlichen Tugenden, als Klägerinnen, einer ... ... Bericht an den Catholischen Leser. Folgendes Examen, weilen es einer Fabel gleich ist, kan es den Vorhergehenden den Beschluß machen. Jedoch kommen darin viele ...
Zehende Fabel. Philautia, das ist, die eigene Lieb, vermacht Testamentweis dem grösten Narren, ... ... zu seyn, und so bald nicht mehr zu trauen. Sittliche Ausdeutung dieser Fabel. Das Schlaraffenland ist die Welt: worinn es wohl redlich zugeht, wie ...
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In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.
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