Die lateinischen Gläubigen Denn es hörete ein jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Apostelgeschichte 2, 6. Ihr singt und betet in Latein! Will Gott kein Gott der Deutschen sein? In unsres Feindes Sprache sollen Wir ...
I Im sommerlichen glanz der götterstadt Sannen wir trauernd oft den spuren nach Des toten königskindes. Was dient uns schlachtenvorteil scharfsinn kraft! Im blutgedüngten marschland mutige wehr! Wenn uns die hoheit stirbt. Dem frisch-bereicherten bleibt hohl sein saal ...
[Wie eine Blume blüht/ so fliehet unser Leben] Wie eine Blume blüht/ so fliehet unser Leben/ Wir müssens/ ehe wir recht leben/ übergeben.
[Die beste Zeit vergeht den Menschen unter Händen] Die beste Zeit vergeht den Menschen unter Händen/ Die Kranckheit findet sich/ das Alter schleicht sich ein/ Verdruß und Mühsamkeit muß ihr Ergötzen seyn/ Biß sie/ nach vieler Qual/ das kurtze Leben enden.
[Was stecket ihm der Mensch der Sorgen Ziel so weit] Was stecket ihm der Mensch der Sorgen Ziel so weit/ Die gantze Welt ist ja voll leerer Eitelkeit.
Bei Einweihung der Carls-Universität als zugleich die Nachricht von Oetingers Tod sich verbreitete 1782. Carl baut ein schwäbisches Athene! Und ach! im Pomp der Weihe fällt Des Weisen und des Christen Thräne! Denn Oetinger , der Lehrer einer ...
[Was nüzt des Wächters Fleiß/ was schüzt der Waffen Macht] Was nüzt des Wächters Fleiß/ was schüzt der Waffen Macht/ Der Mauren schwere Last/ der Wälle fester Grund/ Der Gräben tieffe Schooß/ der Stücke Donner-Mund/ Im fall nicht vor die Stadt ...
[Unser Leib ist wie ein Hauß/ dem man Stützen unterstellt] Unser Leib ist wie ein Hauß/ dem man Stützen unterstellt/ Biß der schwache Grund entsinckt/ und es über Hauffen fällt.
Gedancken über einen grossen Wind-Sturm und gesunckenen Berg Wo soll ich hin? Der rauhe Sturm der ungeheuren Winde Erregt das ungestüme Meer/ Rauscht über das bestürzte Feld/ Wirfft nieder/ was sich ihm entgegen stellt/ Und streut mit Zweigen hin und her: ...
Der vierte Gesang Und mitten aus dem Schoß des blumenreichen Cirkels, Und der belaubten Nacht der Cedern hebet sich Der prächtighohe Bau des Tempels zu den Sternen. Das Grundgebäude streckt vier Aerme dahinaus, Woher der Winde Macht sonst unten auf der Erden Die ...
53. Die viehische Welt Ein rinderner Verstand und kälberne Geberden, Dabey ein wölffisch Sinn sind bräuchlich ietzt auff Erden. Das Rind versteht sich nicht, dann nur auff Stroh und Gras; Ein Mensch laufft, rennt und schwitzt bloß um den vollen Fraß. ...
50. Des Todes Buchstaben Deß Todes Anfang zwar bringt mit ein hartes T; Das Ende zeucht nach sich alsdann ein lindes D; Das Mittel ist ein O: es ist ein Augenblick, So kümmt für harte Pein ein immer sanfftes Glück.
51. Tod, Trost oder Durst Als Lazarus verstirbt, wird oben er getröstet; Sobald der Reiche stirbt, wird unten er geröstet; Wer übel stirbt, fühlt Durst auffs Teuffels heissem Rost, Wer selig aber stirbt, in Abrahams Schoß Trost.
Uber Das Jenaische Dorff Bier/ Dorff-Teuffel genandt Erschrickst du Leser nicht/ zum bloßen Zeit vertreib/ Fährt da der Teuffel stets den Purschen in den Leib.
Räthsel an die Mademoiselle N Ein Mensch von weißen Haar und feurigem Gesichte/ Bat den Cupido sehr daß er bey hellem Lichte/ Auff ein annehmlich Kind die Güldne Pfeile schoß. Er rührte zwar ihr Hertz/ doch gab sie sich nicht bloß. ...
Auf Die Jungfer Vestung Königstein Ihr Jungsern legt diß Schloß vor eure Jungferschafft/ Denn so verliehrt daran beste Mann die Krafft. Der Leib muß Felsen Art/ das Hertz ein harter Stein/ Der Eingang muß vermaurt/ der Schlüßel nirgends seyn.
[Als wir hinter dem beblümten tore] Als wir hinter dem beblümten tore Endlich nur das eigne hauchen spürten Warden uns erdachte seligkeiten? Ich erinnere dass wie schwache rohre Beide stumm zu beben wir begannen Wenn wir leis nur an uns rührten ...
52. In der Welt ist nichts als Wanderschafft, Eitelkeit, Leid und Tod Unsres Lebens Eigenthum In der Welt ist Wanderschafft; Unsres Wesens ganzer Ruhm Ist der Eitelkeit verhafft. Auff das Leid in tausend Nöthen Folgt zuletzte gar das tödten. ...
Auf desselben Mensch-werdige Wunder-That Die Süßheit selbst an Brüsten seuget. Die Weißheit wird ein kleines Kind. Die Allmacht man mit Windeln bindt. Gott hier sein Herz leibhafftig zeiget / ja solches gar zu uns herneiget. das Himmelreich im ...
XXII. Die Dioskuren. Hymne. Ledas Söhnen, gezeugt vom Aegiserschütt'rer, ein Preislied, Kastor und Polydeukes, des Faustkampfs schrecklichen Kämpen, Welcher mit Riemen des Stieres die Arm' bis zur Mitte umwunden. Nochmals Preis, und Preis zum dritten den mannlichen ...
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