74. Horch! der Muezzin ruft vom Minarete! Wohlan, ich bin bereit, schenkt Wein mir ein! Wer möchte solche Stunde durch Gebete Und Predigthören wohl entweihn!
74. Auf den Fabull Fabull verschließet alle Kisten Vor Freunden, Dienern, Weib und Kind, Damit sich niemand läßt gelüsten Zu sehen, daß sie ledig sind.
74. Auf die Musik zu Erwin und Elmire, von Ihrer Durchlaucht, der verwittibten Herzogin zu Weimar und Eisenach gesezt Wenn Sterblichen vergönnet wäre Zu seyn wozu der Dichter sie Mit Gotterhitzter Phantasie Erschafft der Welt und sich zur Ehre; Und ...
Der 14. (74. 149.) Kühlpsalm Darinnen er ernst zu Gott bat vor alle Gegenfiguren des gantzen Kühlpsalters, zum ewigem zeugnisse seiner Libe gegen alle, und hertzinniglichen unschuld seines Eifers, im Nordcrith den 25 Mertz 1687. 1. Herr Jesu Christ, ...
Der 14. (74.) Kühlpsalm Als er seine Islingtonische Ausstossung und verrathung der Römisch-Egyptisch-Jerusalemschen reise, in dem grossem Centrum bespigelte, als einen untergang seiner Brüder und Aufgang Romes; um hertzinnigliche Aussöhnung im wahrem Libesgeiste gesungen zu Paris den 19 Septemb. 1681. ...
74. Beruff Die Person, die ich ietzt führe, auff dem Spielplatz dieser Welt, Wil ich nach Vermügen führen, weil sie mir so zugestellt; Denn ich hab sie nie gesucht. Wird was andres mir gegeben, Wil ich nach deß Schöpffers ruff, ...
74. Hüte dich für vnnötiger trawrigkeit: O weh dem/ welcher ist mit trawrigkeit geplaget! Er schläfet ohne schlaf/ er ruhet ohne ruh/ Er wachet mit verdruß/ vnd eilt zum grabe zu/ Er frisst sich selbst/ vnd weiss doch oft nicht ...
74. Auff Phanicum Phanicus führt so viel Tittel; dennoch mangelts offt an Brot; Dacht ich doch, wer diese hätte, hätte sonsten keine Noth.
74. Würde Der Centner-schweren Bürde Von Hoheit und von Würde Wird emsig nach getrachtet; Die Last wird nicht geachtet. O, drunter nicht zu schwitzen, Nur weich darauff zu sitzen, Zu sorgen nicht, zu prangen ...
74. Hofe-Worte Wer geschmünckte Worte gibt, ist nur Freund von Angesicht; Denn das Hertze liegt verdeckt, darff also der Schmüncke nicht.
74. Keuschheit Keuschheit ist ein Balsam; Weiber sind ein Glas; Jener ist sehr köstlich, gar gebrechlich das.
74. Ein Kamm Ein Bley-Kamm schwertzt die Haare, Doch jüngt er nicht die Jahre; Das Alter kan er lügen, Hilfft aber nicht zum wiegen.
74. Zeit-Kleider Wercke zeugen von dem Glauben; drum wird nach den Wercken sprechen, Wann den Stab bey letztem Tage Christus wird gerichtlich brechen. Wird es, die als einen nackten Ihn zu kleiden fürgenummen, So es nicht war nach der Mode, ...
74. Ein Sperling Der Sperling, der ist unter Vogeln, was unter Menschen ist der Bauer: Ist ungeschickt, ist schlecht gezieret, hat Weitzen lieb, ist gar ein Lauer.
74. Fürsten-Gebot Für Gottes Echo ist zu schätzen, Was frome Fürsten sagen, setzen.
74. Poeten-Heurath Jungfern, solln sie Tichter nemen, wollen sie versichert seyn, Daß sie auch, wie in dem Deutschen, so sind fertig im Latein. Sollen binden, sollen schrencken auff gut deutsch; doch gleichwol wissen Auff lateinisch, was gehöre, daß ...
74. Tugend und Laster Tugend läst sich nicht begraben; Laster sterben auch mit nichte; Diese leben durch die Schande, jene durch ein gut Gerüchte.
74. Rathschläge Dieses ist der beste Rath, den man kan zu Wercke setzen; Weißheit, die nicht würcken kan, ist für Thorheit nur zu schätzen.
74. Ein andrer Ursprung der Venus Saturnus schniet dem Cœlo auß und warff es in das Meer; Vom Schaum, der auß dem Wurff entstand, da wuchs die Venus her. Daher kümts auch, daß Venus nun den Vater also liebt, Dem ihr ...
74. Hat's doch den Namen Daß vorn ihr lebt, fällt hinten euch nicht ein, Und heißt doch Leben, heißt doch Menschen sein!
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Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
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