[Nachrede zu Bd. 4]

Unsern Lesern, die mit so viel gütiger Theilnahme die Fortsetzung dieses Werks verlangt haben, glauben wir bei der Uebergabe dieses vierten Theils Rechenschaft geben zu müssen, die sie wegen der bisherigen Verzögerung zu fordern allerdings berechtiget sind.

Nicht Entschuldigungen wie sie sonst immer so manchen Herausgebern für die Beschönigung ihrer Unterlassungssunden zu Gebote stehen, sollen jetzt unsre Vertheidigung führen – es würde unverschämt sein, ein Publicum, das mit solcher dankenswerthen Aufmunterung unser Unternehmen unterstützt hat, mit bloßen kahlen Ausflüchten abzuspeisen –: nur wirklich unvorhergesehene Zufälle, nur wirklich unübersteigliche Hindernisse konnten im Stande sein, eine Zögerung zu verhängen, die gleich unangenehm für die Leser, wie für die Mitarbeiter ausfallen mußte.

Daß der ganz unerwartete Tod des ersten Redacteurʼs, dem zugleich der ganze Plan dieses Werks sein Entstehen verdankt, kein kleiner unbedeutender Zufall sei, wird wohl einer nähern Erläuterung nicht bedürfen. Die Schwierigkeit, den zu finden, der, so ganz mit der Einrichtung und dem Gange eines solchen Werks vertraut und dem ersten Plane getreu, die Fortsetzung übernehmen könnte, war um so größer, da in dem literarischen Nachlasse des Verstorbnen keineswegs hinlängliche oder brauchbare Vorarbeiten zu diesem Werke sich auffanden. Manche seiner Freunde, die als Mitarbeiter dieses Werk fortführen halfen, sahen sich durch andre wichtige Arbeiten, vielleicht auch durch gewisse Rücksichten an der Uebernahme des Ganzen gehindert, und – um die Leser mit Aufzählung aller übrigen, für den Verleger höchst unangenehmen Vorfälle und Hindernisse, die sich noch ins Spiel mengten, zu verschonen, und um selbst gewisse Personen hierbei nicht zu compromittiren – das Werk mußte ausgesetzt bleiben, sollte nicht das Publicum ein bloßes Stückwerk erhalten.

Der gegenwärtige Herausgeber, der, von den oben ausgestellten Schwierigkeiten auf das lebhafteste überzeugt, nur auf das wiederhohlte dringende Bitten des Herrn Verlegers sich entschlossen hat, alle seine Kräfte bei der Uebernahme einer freilich so sehr bedeutenden Arbeit anzuwenden, muß es nun der Entscheidung billiger Richter überlassen, ob sie ihn nicht ganz unfähig halten werden, sich der Fortsetzung und Beendigung des angefangenen Werks zu unterziehen. Die Billigkeit der Richter darf er bescheidentlich auffordern, bei ihrer Beurtheilung jene Schwierigkeiten nicht aus den Augen zu lassen, die auch selbst der erstere Herausgeber, der doch Schöpfer dieses Plans war, so ganz fühlte, und schon die Beurtheiler darauf aufmerksam machen zu müssen glaubte. Er darf sich um so getroster auf die mancherlei Gründe zur nachsichtigern Beurtheilung, die schon in den Vorerinnerungen zu den ersten Theilen aufgeführt waren, beziehen, je zuversichtlicher er den Fleiß betheuern kann, den er in Verbindung mit mehrern würdigen Mitarbeitern – unter denen auch größten Theils die vorigen Theilnehmer noch ihren Platz behaupten – anwenden wird, um wenigstens die Erwartung unsrer Freunde, die die Fortsetzung so angelegentlich gewünscht haben, nicht ganz zu täuschen.

Schlüßlich darf der Herausgeber noch die Versicherung hinzusetzen, daß nun ununterbrochen an der Fortsetzung und Beendigung dieses Werks gearbeitet werden, und dann, wie es schon in der Vorrede zum zweiten Theile geäußert worden, ein Anhang für die neuesten Veränderungen und etwanigen Berichtigungen hinzukommen wird.


Leipziger Ostermesse.

1802.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 0.
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