Märchen

[128] Märchen, Volkserzählungen, die im Unterschiede von Epos und Sage nicht an wirkliche histor. Personen und Begebenheiten anknüpfen, sondern das Wunderbare und Phantastische schildern, oft unter Aufhebung der Naturgesetze, mit Hereinziehung von Feen, Zauberern, Tieren u.dgl. Die meisten M. geben sog. »wandernde« Erzählungsstoffe wieder, die sich von Indien her seit früher Zeit durch mündliche oder schriftliche Überlieferung im Volke verbreitet haben; manche lassen auch Niederschläge mytholog. Anschauungen erkennen. Die bekannteste morgenländ. Sammlung ist »Tausend und eine Nacht«, deren Bekanntwerden im Abendlande zahlreiche Kunst-M. erzeugte, so von Goethe, Musäus, Tieck, Chamisso, Brentano, Andersen, Hauff, Fouqué u.a. Aufzeichnungen von M. direkt aus dem Volksmunde sind die »Kinder- und Haus-M« der Brüder Grimm, an sie schlossen sich an die Sammlungen von Bechstein, Grässe, Simrock, Pröhle, Fr. Hoffmann, F. Schmidt, Otto, Lohmeyer u.a. – Vgl. R. Köhler (1894).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 128.
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