Adler, Max

[5] Adler, Max, Wien. = A. sucht den Marxismus mit dem Kantschen Idealismus zu verbinden und will auch Hegels »Dialektik« als »Totalitätsdenken« zur Geltung bringen. Er fragt nach den Voraussetzungen des sozialen Bewußtseins und findet, daß das individuelle Denken von vornherein auf artgleiches Denken bezogen ist. Der gesellschaftliche Charakter ist also schon im Zustande jedes Einzelwesens gegeben. Der Stoff der Sozialwissenschaft besteht wohl in Willenshandlungen und Zwecksetzungen, aber die soziologische Methode ist die kausale, die teleologische nur sekundär, nur regulativer Art (gegen Stammler, Rickert u. a. u.). Ideen sind »bewußt gewordene Wirkungen«, »Formen der sozial gewordenen Selbsterhaltung«. Die Idee ist als »Richtungselement der Kausalität« die »Triebkraft« der Geschichte, aber nicht die »Maschine« des sozialen Lebens, welche ökonomischer Art ist.

SCHRIFTEN: Kausalität und Teleologie, 1904. – Marx als Denker, 1908. – Das Formalpsychische im historischen Materialismus, Neue Zeit, 26. Jahrh. I, 1908. – Ethik u. Naturalismus, 1910, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 5.
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